Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 44
(PDF, 24 MB)
Bibliographische Information
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0048
das Werk von Shakespeare erreicht... dem räumlichen Umfang
nach und der letzten und endgültigen Aussage: so steht es den'
noch (in jedem Betracht!) gleichwertig neben des großen Briten
Werkleistung. Es unterscheidet sich von ihr nur durch das wc
niger gezügelte Tempo, durch das Sprunggelenk, durch die re/
bellische Unordnung und ihre Bastardierungen; vor allem aber
durch die weniger populäre Artung.

Shakespeare schuf für die Bühne; er setzte sein Gebild sofort in
die plastische Form um, die zu allen Zeiten den Empfängern sol/
eher verdichteten Ich/Welt geläufig wurde als die große Symbolik
des Lebens. Das dramatische Spiel im Raum aller menschlich
möglichen Geschehnisse wird immer nachhaltiger wirken, als ein
Gedicht. Das Gedicht aber erfordert Konzentration im Einsamen,
die entfaltete Fächerkrone der Seelenheiterkeit, den Sinn für das
Zarte und die Erschütterung vor der grenzenlosen Furchtbarkeit
des Ichs. Es ist so komprimiert, daß es für ein langes Leben das
gleiche Aufnahmeorgan speisen kann, und zwar so intensiv, wie
bei der ersten Begegnung: in einem schmerzlichen Schauspiel ver/
göttert zur Form, und gespannt gehalten von der unerschütter/
liehen Lust zur Qual.

Villon hat als erster seiner Zeit die überalterte Form der Romanze
beiseite gestellt und die ihm viel gemäßere (und gesetzmäßig auch
bedingtere) Form der Ballade geschaffen. Er näherte sich damit
dem Drama an. Er gab der Handlung freien Lauf in das täg/
liehe Leben. Das war bei den Liedern der Troubadours durch/
aus nicht der Fall. Sie hatten die Klapper des Handwerks schon

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