Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 48
(PDF, 24 MB)
Bibliographische Information
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Alte Drucke und Autorensammlungen

  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0052
geführten Jargon der Gesellschaft zu produzieren, aufzeigen köw
nen. Es bedarf keiner weiteren beweiskräftigen Beispiele mehr, um
festzustellen: daß das gegen den Strich Dichten heute mehr eine
Angelegenheit des Charakters ist. Nein, weniger noch: eine Angc
legenheit des Temperaments. Selbst von der soziologischen Ecke
her betrachtet (was für die Erkenntnis von Epochen gerade noch
anwendbar ist!): wiegt der Antibürger heute bei weitem nicht so
schwer, als in der Zeit Villons, wo es noch keinen Tierschutz/
verein gab, aber eine viehisch verrohte Folter seelischer und kör'
perlicher Art; wo das „Recht auf Arbeit" viel einfacher formu'
liert war in dem erdhaften Trieb des Raubes, und das Hängen
einen Spaß für den Jahrmarkt abgab, umrahmt von Schießbude,
Festfraß und Tanz nackter Weiber um den leistungsfähigsten
Phallus.

In uns wuchtet der Bruch einer Übergangszeit. Je mehr wir aus
dieser Erkenntnis heraus den Ausgleich suchen bei Naturen wie
Villon, die weder in sich den Bruch trugen, noch leiden mußten
an einer Zerbröckelung der Zeitfundamente: um so schwerer bc
drückt uns das Unvermögen, aus dem eigenen Blut heraus eine
neue Lebensform zu scharfen, eine Bejahung des Ichs gegen die
Zeit.

Es gab selten solche trostlosen Zeiten für den gegen die Zeit glü/
henden Zeitgenossen, wie in diesem chaotischen Jahrzehnt nach
dem Weltkrieg. Die Hypertrophik des mechanisierten Lebens^
gefühls ist noch der verhältnismäßig schwächste Feind, den man
zu überwinden hat. Der Kampf gegen die Maschine ist ein Irr/

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