http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0097
der kleine Herr Ranunkel aus Brabant.
•] Auch das erfuhr er früh, daß in der Stadt
nicht jeder gleich ein stolzes Reitpferd hat.
Da wurde er der letzte Knecht im Stall
und hat sich den Betrieb erst angesehn,
und konnte gleich dem ersten Sündenfall
in seiner armen Haut nicht widerstehn,
weil er das Stehlen ganz natürlich fand,
der kleine Herr Ranunkel aus Brabant.
€[ Und als er immer kühner wurde, und
auch mit dem Messer stach, der freche Hund,
hat ihn der Club zum Hauptmann auserwählt.
Da war er im lateinischen Quartier
wohl nur zum Schein ein hurtiger Barbier
und hat die Männer alle abgekehlt,
die man am Fluß mit leerer Tasche fand,
der kleine Herr Ranunkel aus Brabant.
€] Und als er seinen Lohn dafür bekam,
und hängen sollt am Platz von NotrcDame:
da haben sich die Frauen aus der Stadt
zum Bürgermeister auf den Weg gemacht
und taten schließlich auch das Feigenblatt
noch ab, und sagten, daß er jede Nacht
bei ihnen war, der da beim Henker stand,
der kleine Herr Ranunkel aus Brabant.
€J Da hat der Rat ihm nur das Fleisch verbrannt
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