http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0102
i£ine nette Keine ^alkbe,
Me tHetfter t>illon, cU er fcringent* (Selb brauchte,
oem *Ser$ocj von 23urgunfc> überreichen lie$:
... mein sehr verehrter Landesherr —: zuvor
ergebenen Gruß. Ich bin zwar kein berühmter Mohr,
kein Kardinal und kein Minister, oder so.
Ich heiße kurz: VILLON. Mein Weib geht auf den Strich
und ich: ich schreibe manchmal ein Gedicht; (d. h. für mich
privatim nur.) Ansonsten bin ich froh,
wenn mir kein Paster, dems nach meiner Seele juckt,
auf die polierten Stiebel spuckt.
I] Nun ist nach einer netten kleinen Sauferei,
am Hafen unten, jemand, dem ich ein Geweih
auf die gesalbten Locken setzte, obendrein
noch frech geworden mit Pistol und Schwert.
Da habe ich mich eben notgewehrt
und stach es einfach ab, das Schwein.
Nun soll ich hier in diesem Affenstall
den Lohn empfangen für den Sündenfall.
•J Mir ist es wirklich scheißegal, wo ich
verrecken tu. Nur das ist widerlich,
daß man kein Geld im Beutel hat.
Ich hänge sozusagen in der Luft
und werde hin und her gepufft
wie ein verschrobnes Brombeerblatt.
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