http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0112
£)ae Herne Ceftament (Sruc^ftü^)
I
Im Jahre fünfundzwanzig meines Lebens, als ich noch
sehr rüstig auf den Beinen war
und durch die Landschaft fuhr, nicht wie ein üblicher Scholar,
der heute betteln geht und morgen schon im Loch
bei Brot und Wasser brummt... o nein!
Villon war auch in diesem Falle zwar kein Tugendheld.
Doch hat er sich noch nie mit einer Pulle Wein
zum Abendbrot begnügt; er nahm auch Reisegeld.
II
€J In diesen fetten Erdenjahren also, kam
mir eines Tages das Gefühl, daß ich
wohl doch den dicken Trennungsstrich
einbrennen muß in mein Bisher, und ohne Gram
von manchem Abschied nehmen, was sehr nett
und friedlich war. Es hat auch keinen Sinn,
wenn man in jedem Winkel gleich sein Bett
aufschlägt und sich den Sauerkohl rasiert vom Kinn.
III
€J Kurzum: am warmen Herd zur Winterszeit,
warf ich mich in die Heldenbrust
und sagte, Franz, nun sei gescheit
und tu, was du nach Gottes Ratschluß tuen mußt.
Streif ab den güldenen Fingerring
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