http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0135
Mein König: Dir zumeist im Kranz der Söhne
erflehe ich den Sieg im Abendrot:
daß Ruhm und Ehr dir blühe für und für
und Gott dir öffne langen Lebens Tür.
VII
€] In dieser Welt, wo alles grau verweht,
und elend in die Grube geht:
sei du der Baum, des Blätter ewig dauern,
der immerblühend goldne Früchte schenkt.
Dir wird der Himmel nicht mit schwarzen Mauern
verriegelt sein, wenn Jesus deine Hände lenkt.
Du hast die Heimat gar so reich gemacht
und auch an mich wie einen Sohn gedacht.
VIII
€] Er hat mich aus dem schwarzen Hungerloch
erlöst. Und nun, nach bitteren Wochen Qual und Joch,
mein Herz, willst du den Abschiedsbrief mir schreiben?
Ja, weil ich elend bin, zu nichts mehr gut:
da muß ich mit dem dunkeln Wasser treiben
und durch mein Blut schwält keine andere Glut.
Weil ich kein Geld mehr habe, auch kein Weib,
sing ich dies Winterlied zum Zeitvertreib.
IX
€j Daß ich die Welt noch einmal um mich weiß,
ja, solches schuld ich meinem König wohl zumeist.
Wie bitter auch die Irrsal noch wird schmecken:
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