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XLIV
€J Denn so allmählich kommt der Tag heran,
wo ich vielleicht nicht mehr in Ruhe kacken kann,
geschweige Verse dichten für den Hausgebrauch.
Vor meiner Türe horcht seit hundert Jahren schon
die Enkelschar auf den gewissen Ton
vom letzten Loch... der Teufel wartet auch
darauf und hat sogar um Vorschuß nachgesucht.
Und als ich ihm nichts gab, hat mich das Aas verflucht.
XLV
I] Aus diesem Grunde will ich endlich reinen Tisch
mit meinem Dasein machen. Vieles riecht nicht mehr ganz frisch
und kommt gleich auf den Mist.
Den Rest verschreibe ich zu einem Teil
der Nonne, die mit zwanzig Jahren noch ganz heil
am Bauch geblieben ist.
Und wieder einen Teil erhält der Henker für den Strick,
mit dem er selber sich erlöset vom Genick.
XLVI
I] Ich will auch dieses letzte Mal
mit einer schönen runden Zahl
die Kirche unserer Lieben Frau erfreun.
Dafür soll mir an jedem Allerseelentag
die hohe Geistlichkeit mit Dschindera und Paukenschlag
ganz frische Jungfernhäute auf die Nase streun,
damit ich von dem weißen Muttertier
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