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Abgesehen von etlichen alten Klosterbüchern, welche vermuthlich bei Räumung des
Klosters von den auswandernden Mönchen zurückgelassen wurden, bildete den Anfang: 1. Die
Gräflich Hennebergsche Bibliothek, welche (nach JMS.) von Graf Georg Ernst durch
Testament dem 'Gymnasium hinterlassen wurde. Graf Georg Ernst (f 1583) hatte nach seinem
Uebertritt zur evangelischen Lehre sich mit Eifer auch auf das Studium zumal kirchlicher Schriftsteller
geworfen, ingleichen hatte schon sein älterer Bruder Fürst Wolfgang (f 1587) als ein Gelehrsamkeit
liebender Herr gegolten; insbesondere aber war unter den letzten Hennebcrgschen Brüdern
Graf Poppo den Studien zugewandt gewesen. Geboren im Jahre 1518 und erzogen bei
seinem Bruder Johannes, welcher von 1521 bis 1541 Abt von Fulda war, hatte er nach Studien
zu Mainz, Freiburg, Löwen und Strassburg ein Canonicat zu Würzburg erlangt, war aber mit
seinem' Freunde Philipp von Hohenlohe über den Antheil an einem gejagten Hasen in Streit
gerathen, der zu einem Duell und in weiterer Folge desselben zum Tode des Gegners führte.
Erschüttert über diesen Ausgang legte der Graf unter Verzicht auf alles weitere Jagen sich von
da ab fast ausschliesslich auf eifriges Studium und verfasste auch selbst eine rubricirte Zusammenstellung
biblischer Sprüche in 106 Capiteln unter dem Titel: Loci communes theologici, welche
nach seinem Tode von dem Generalsuperintendent Chr. Fischer in Celle (vormals Sup. in Schmalkalden
) herausgegeben wurde. Graf Poppo, seit 1542 evangelisch, starb 1574 an einem hitzigen
Fieber auf seinem Amtssitze in Breitlingen und wurde in Schleusingen begraben3). Yermuthlich
ist von ihm der Hauptstock der Gräflich Hennebergschen Bibliothek zusammengebracht.
Die Gräfliche Bibliothek enthält u. A. die Editio prineeps des Codex Justiniani c.
glossis. Rom. 1478; ein Strassburger Corpus juris canonici von 1499; Hugonis de S. Caro opera
s. postilla super libros bibl. t. H — YII, Basel 4562; 2 Bände der Ausgabe des Ambrosius von
Koberger in Basel ('? 1516); Cassiodor zum Psalter, Basel 1491; Nürnberger Ausgaben des Ful-
gentius von Pirckheymer 1519, des Maxentius von Cochlacus 1520, des Papst Gregor Moralia,
2 Bde. 1491; Frobenius' Ausgabe des Hieronymus mit dem Index von Oecolarapadius, Basel
1516. 20; der Homüiae patrum 1516, Bonaventura perlustratio in arcana 11 I a II. sententiarum
in mehreren xlusg. u. Expll. von Mainz 1491 u. Bamberg 1493, desgl. zu Buch 3. u. 4. (Mainz
1491?), zu B. 1, 2, 3 Paris 1499, zu B. 4 Nürnberg (Koberger) 1500, Duns Scotus zu den
Sentenzen, Venedig 1506, 2 Bde.; Dominici de Flandria qua est. super 1. XII. metaphys. Aristo t.
Yen. 1499, Lamberti de Monte notata in 1. VIII. physicorr. Aristot. u. Ejusd. not. in 1. III.
Aristot. de anima, 1486 s. 1., Tractatus und sermones v. Peter d'Ailly. Argent, 1490, Raymunds
von Sabunde theol. naturalis, Argent. 1490, Thomas von Aquino summa in verschiedenen Ausgaben
(Venedig 1482, 1483, Nürnberg 1456, 1496); ferner Vincent. Beluacens. spec. murale,
Nürnberg, Küberger 1485, spec. dectrinale, ibid. 1485; spec. naturale, s. 1. e. a.; seltene reforma-
tcrische Streitschriften, sehen aus dem Jahre 1522 ff.; aus der Deutschen Litteratur eine alte
Ausgabe von Seb. Brants Narrenschiff, Basel 1499. einen Sammelband mit Strassburger u. Basler
Drucken von 1508 u. 1522, betr. Olivier, Hug Schaplcr und die Königstochter zu Frankreich
(s. über letzteren Druck die Ausg. v. Merzdorf); von alten Reise werken des Grafen Hans Chr.
von Solms, Bernh. von Breydenbach und Philipps von Bibra i. J. 1483 unternommene Reise
nach Jherusalem (o. O. u. J.), desgl. Hans Tuchers, Bürgers zu »Nürnberg, i. J. 1419 unternommene
Reise nach dem gelobten Lande, Augsb. 1486; Hieron. Brunschwigs Chirurgia mir
Holzschnitten, Strassbg. 1497; Garten "der Gesundheit etc. Strassbg. 1529. u. a. m., worüber auf
das künftige Specialverzeichnis verwiesen werden muss.
An Handschriften, über welche ebenfalls erst später genauer berichtet werden kann,
finden sich in der gräflichen Bibliothek ein liber sententiarum (der Anfang zerstört), auf Pergament
in Folio (G. 99), eine tabula legendär um, sauberes Manuscript auf starkem Papier
(G. 187), eine desgl., von derselben Hand geschrieben, aber mit anderen Monatsheiligen (G. 188),
3) A. G. Walch, Progr. v. 1791. Die loci communes in der Seberschen Bibliothek, S. 462.
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