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ein Leben der heiligen Hedwig, Bertholds Markgr. zu Baden und Grafen m Tyrol Tochter,
vermählt an Herzog Heinrieh von Schlesien; verfertigt von einem Barfüsser Bruder und verdeutscht
durch einen anderen 1414; auf Papier geschrieben 1424 (Gr. 189)4); ein Manuscript,
enth. kirchliche Lectioncn auf Sonn- und Festtage, in Octav auf schönem Pergament, mit grossen
Buchstaben, die Initialen blau und roth, Anfang und Ende verstümmelt; und ein gleiches^ ebenfalls
ohne Titel, von derselben Hand und nach einer Notiz des Dir. Härtung v. J. 1846 mit dem
vorigen ganz übereinstimmend (Gr. 223, 224); ein über sententiarum Stephani Flisci, in Quart auf
Pergament (Gr. 222); endlich in den gedruckten Foliobänden mit Papst Gregors Moralien handschriftliche
Yorreden auf Pergament (G. 50, 51).
2. Der nächste Anstoss zu einer zweckmässigen Yermehrung der Bibliothek geschah
durch den gelehrten IL Wolfgang Seber, welcher von 1600 — 1610 als Rector und von
1612 — 1632 als Ephoius dem Gymnasium vorstand, f 1634. Yon seltenem Eifer für gelehrte
Arbeiten erfüllt-, bemühte er sich auch Bücher sowohl für sich als für die Schule zu erwerben,
im Jahre 1602 erlangte er durch eine poetische Bittschrift an die Kur- und Fürstl. Sächsischen
IUI. Regiertmgs- und Consistorialräthe zunächst 50 fl. Danach berichteten auf seinen Antrag
( onsistoriales und Käthe zu Meiningen unter dem 30. Juli 1614 von neuem an den Kurfürsten
um eine gnädigste Beisteuer für die Bibliothek, nämlich zunächst um 100 fl. zur Herbstmesse,
und auf die folgenden 6 Jahre je 50 fl., für diesmal aber, da Seber selbst „uff herboynahenden
Franckfurter Marckt sich eigner persohn dahin zu begeben endtschlossen, undt wie zuvor mehr
geschehen, einen guten rahthkauff zum ersten mal zu thun verhoffen theten, die weil der weg
etwas fern, undt mith bemelter Summe solchergestalt nicht viel nutz zu schaffen", noch um 100 fl.
Strafgelder, welche Hans Höhn von Beinerstadt zur Sühne für ein gebrochenes Eheversprechen
seines Sohnes verschrieben habe. Kurfürst Johann Georg resolvirte danach d. d. Geyer,
10. August 1614, doch nach den Ausführungsbestimmungen mit der Einschränkung, dass weiterhin
nur noch auf 4 Jahre je 50 fl. aus Hennebergischer gemeiner Renterei bewilligt werden
sollten. Im Jahre 1624 erlangte Seber noch einmal 200 fl. und selbst in dem trüben Jahre 1627
noch 50 fl. Den Hauptzuwachs aber schaffte er der Bibliothek durch das Vermächtnis seiner
eigenen Bibliothek, welche auf 2000 fl. geschätzt wurde5). Yermuthlich sind in der jetzigen Aufstellung
und Katalogisirung die auf Sehers Betrieb gekauften Bücher mit den von ihm selbst
hinterlassenen vereinigt; von den letzteren sind die meisten auf dem Pergament- (bzw. Holz-)
Bande mit dem Stempel W. S. oder vollständig M. W. S. S. (Sulanus) versehen, manche enthalten
Dedicationen der Geber, viele Randnoten von Sehers Hand. Einiges, was jetzt in der
Abtheilung steht, muss nach den Jahreszahlen später hinzugekommen sein.
Die Scbersche Bibliothek enthält ebenso theologische als philologische
Werke, u. A. Biblia Gracca, Francof. Wechel. 1597, Nov. Test. Syriac. Paris. 1584, das
Neue Testament durch Emsern verdeutscht 1529 u. Annot, Hieron. Emsers über Luthers N. T.
1529, Seb. Münsters cv. sec. Matth, in lingu. hebr. Basel 1557, Desselben disp. de Messia
Christ, et ludaeo, Basel 1539 u. a. von demselben Jahre, Balduini comm. in epp. ad Rom.
1611, ad Cor. 1620, ad Gal. 1622, ad Eph. cod. a., ad Phil. 1622 etc., Calvini comm. in Psalmos,
cd. Steph. 1557; Gelasii comm. actorum Nicaeni conc.gr. et lat. 1604 u. Acta concilii Ephcsini,
Clementis Alex, opera ed. SyIburg 1592, Chrysostomi opera graece. Etonae, Norton 1613,
8 voll., Cyrillus in XII prophetas gr. et lat. a Jac. Pontano prim. ed. Ingolstadt 1607. Ejusd.
advers. Anthropomorphit, 1. I. gr. et lat. et de Incarnatione, et quod unus sit Christus ac
dominus, Lugd. Bat. 1605. Sancti Efrcm libri de compimetione cordis etc. s. 1. e. a. (Argent.
4) Vgl A. G. Walch, Progr. v. 1774.
■>) S. des Verf. Abriss der Gesch. des Gymn. in der Festschrift von 1877, S. 47; das. n. 98
das erwähnte Gedicht im Auszuge nach JMS. Bl. 614 f. Die Verhandlungen von 1614 nach den Acten
im Landräthl. Archiv N. XVI. 6. fol. 77 ff.
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