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Schüler" in den Sommermonaten 1838 29). Dieselbe ist .aber höchst unvollkommen, ohne jede
bibliographische Genauigkeit, wiederholt mit befremdlichen Fehlern in den Stichworten der Titel,
ohne jede Sachordnung, mit einem mangelhaften Index der Namen, nur eben nothdürftig als
Aufstellungs- bezw. Zugangs-Verzeichnis zu brauchen. Und doch würden die oben — nach dem
jetzigen Stande der Vorarbeiten nur unvollständig aufgeführten werthvollen Werke gewiss es
lohnen, selbst mit einem grösseren Kostenaufwand auch in diese Bibliothek einmal nach dem
treffenden Ausdruck von 1818 „Licht und Ordnung zu bringen."
Zu den widrigen Schicksalen, welche die Bibliothek getroffen haben, gehört noch ihre
wiederholte Umräumung. Wie im 17. und bzw. im 18. Jahrhundert, hat sie auch im letzten
Jahrzehnt wieder die Wanderung nach und von dem Schlosse machen müssen: in erster Richtung
1868 bei dem Abbruch des alten Gymnasiums, in letzter Richtung 1875 nach dem Bezüge des
neuen Hauses. In der Zwischenzeit waren die älteren Sammlungen in Gewölben des Schlosses,
die neueren Werke und die Programme in dem interimistisch für die Anstalt benutzten Reinhard-
schen Hause am Markte. Aber nicht genug mit diesen doch in leidlicher Ruhe vorgenommenen
Wanderungen. Auch vor Feuersgefahr hat sie, wie im Jahre 1685, so wiederholt im Jahre
1869 und im Jahre 1876 geflüchtet werden müssen 30): ist auch das meiste wieder beigebracht,
so sind doch einzelne Lücken geblieben und namentlich von den ungebundenen Heften und Lagen
alter Zeitschriften manche verflattert. Gegenwärtig hat die Bibliothek in dem neuen Gymnasial-
gebäude ihre Aufstellung derart, dass in einem grossen Saale des zweiten Stockes der grösste
Theil der älteren Sammlungen und die Programme, in einem Parterrezimmer die übrigen Bücher
und die Zeitschriften vereinigt sind. Eine endgültige Dislocation lässt sich erst treffen, wenn
noch ein für die Sammlungen bestimmtes Zimmer, welches jetzt als Baubureau dient, verfügbar
geworden sein wird.
Ist immerhin auch in dieser Beziehung ein grosser Fortschritt gegen frühere Zeiten
dankbar anzuerkennen, so gilt dies um so mehr von der eben jetzt erreichten besseren
Dotirung der Bibliothek. Schon in der Periode 1866/68 war (incl. 35 Rthlr. von den Legaten)
der betr. Etatsposten von 51 Rthlr. de 1856/58 auf 80 Rthlr. gebracht, seit 1869 wurde er
weiter auf 100 Rthlr. erhöht. Aber noch waren aus diesem einzigen Posten Bibliothek, physi-
calisches Cabinet, Kartensammlung u. a. m., kurz jeglicher Unterrichtsapparat zu versorgen.
Seit 1875 wurden eigene Posten für den. naturwissenschaftlichen Apparat zunächst mit 150 M.,
für Karten, Musikalien und Zeichenvorlagen mit 90 M. angesetzt, die überkommenen 100 Rthlr.
= 300 M. also allein für die Bibliothek verfügbar gemacht. Durch den jetzt in Kraft tretenden
Etat für 1878,81 ist der letzte Posten, entsprechend den gestiegenen Preisen der Bücher und
Zeitschriften, weiter auf 500 M. erhöht und damit endlich der Bibliotheks-Verwaltung, welche mit
dem Bedürfnisse immer weniger Schritt halten konnte, ihre. Aufgabe wesentlich erleichtert.
.Möchte neben der Fürsorge der hohen Behörden sich auch der geneigte Sinn anderer Gönner
und Freunde in Zuwendungen für die Bibliothek noch weiter thätig beweisen! Mit diesem
Wunsche schliesse ich in der Hoffnung auf baldige Ergänzung meiner Arbeit durch die specielleren
bibliographischen Kachweise diese unter mancherlei Hemmnissen aufgesetzte Nachricht über die
äusseren Schicksale der Bibliothek unseres Hennebergischen Gymnasiums.
2y) Progr. von 1839, S. 14.
30) Progr. von 1870 u. 1877.
Schleusingen, den 2. April 1878.
Weicker.
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