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brief santi und si leret, wie si leben söltent. Und es
geschach und er macht in ainen brief. Den lasen si
dik, wenn si bi ainander waren.
Den brief hortont zwen jungling, die der geschrift
wol gelert waren, und die sprachen: „Wir wellen gan
zü disem haiigen man und wellen in bitten daz er uns
laz sin iunger werden und uns lere den weg des ewigen
lebens". Und si koment zü siner zelle und klopften an,
und er antwurt in nit und lies si stan uncz an den
driten tag. Und do tett er uff sin zell, und si sprachen
zü im: „Vater, wir wellent din iunger werden". Und
er sprach: „Ir gehört darzü nicht, wan ir sit waich lüt
und mugt nit hertikait geliden". Und si sprachent:
„Vater, wir wöllent gern liden". Und er versagt in
und wolt sich ir nit underwinden.
Do sprach der elter: „Vater, höre unser wort, wan
wir sint jung lüt und wolten got dienen. Und hilfest
uns nit dar zü, so gen wir ünsern weg und tünd sünd,
so söllent unser sele schrien über dich an dem jüngsten
tag". Do vorchte sich der hailig man und nam si zü
im und sprach: „Ich wil unschuldig sin an dem tot
üwer sele". Do kom ain rap und bracht ain halb brot.
Und do er zwen junger het, do bracht er im ain gancz
brot, und daz tailt er in drü tail und bat ünsern herren,
daz er im noch santi ain halbes brot, daz ieglichem
ain halbes brot wurde. Do sprach ünser herre: „Des
entün ich nit, wan diner junger ainer ist ain kint der
helle". Do erschrak der hailig man und wainet alz
dik er in ansach. Do merket ez der iunger und sprach:
„Vater, wenn du mich ansichts, so wainestu. Warumb
ist daz". Do sprach der vater: „Kint mins, es enfügt
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