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mir nit ze sagen". Und er bat in ser und sprach:
„Lieber vater, sage mir ez, wan ez ensol mir nit schaden".
Do sprach der vater: „Sun miner, ich sag dir ez. du
bist der ainer, der verloren sol werden. Und also hat
mir got geoffenbart. Darumb bin ich also sere umb
dich betrübt, wenn ich dich ansich und ich wol sich,
daz du got alz flizechlichen dienst alz diu brüder, der
da behalten sol werden".
Do antwort der junger und sprach: „Yater, darumb
betrüb ich mich nit, wan ich wil got nun flizeclichen
dienen denn vor, und wa ich vor ain gut werk tett, da
wil ich nun zwai tun. Ich wil zware alz vil betten und
wachen". Und er tet daz. Do daz jar us kom, do kom
der rap und bracht anderhalb brot. Do wundert den
vater und sprach zu got: „Herre, was mainst du, daz
du spisest minen sun?" Do sprach unser herre: „Er
ist ain kint des ewigen lebens". Do fröwet sich der
vater, do er den sun ansach. Und daz markt der sun
und sprach: „Lieber vater, war umb fröwest du dich
nun, wenn du mich ansihest?" Do sprach der vater:
„Sun, du bist ain kint des ewigen lebens". Do sprach
der sun: „Vater, het ich mich betrübt, do mich got
verdampt, so fröwet ich mich nu, wan ich got nie gebeten
han umb himelrich ald umb helle denn umb sin
aigen gut".
Und diz wurden zwen groz haiigen in dem ewigen
leben. Darumb sol ain ieglich mensch got luterlichen
dienen. Darumb spricht Gregorius: Nieman sol verzagen
an den gnaden gotes.
Vgl. Jos. Klapper: Erzählungen No. 10.
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