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andern lüten". Do sprach der jude: „So halt ez och
gen mir; wan ich pin ain krank man; siez ab und laz
mich riten". Do sprach der haiden: „Gern", und sas
ab und liez den iuden uff sin pferd. Und der jud begund
vast riten und der haiden lief alles hinnan nach und
sprach: „Rit gemach, wir komen noch wol dahin". Der
jud begund vast rennen und der haiden mocht sin nit
erlöffen und sprach: „La mich miner trüwen geniesen
und rit mir nit min pferd hin". Do sprach der jud:
„Ich han dir doch vor gesagt, daz wir zü nieman trü
haben denn zü ünsran genossen", und rant vast. Und
daz pferd begunde struchen und der jud viel und prach
ain pain ab, und der haiden kom hinnach und nam sin
pferd und sprach zü im: „Nun hast diner untrüwe genossen
, daz du mir min pferd woltest hin geriten haben,
und got hat mich miner trüwen lazzen genossen und
hat mir min pferd wider geben".
27. Der geizige Einsiedler.
Dar umb spricht ain hailig, daz gitikait Fol. CXLIIvi
ist die leezt untugent, die dem menschen volget an sin
ende.
Fabula. Man liset in der vetter buch: Zwen ain-
sidel waren in dem wald, die rutent, daz in korn wüchse,
daz sü sich ernertint. Do komen drü jar in dem land,
daz nit korns wart, daz die lüt hungers starben. Do
giengen die armen lüt zü den ainsideln und paten si,
daz si in prot gebind, daz si nit hungers stürben. Do
waz der ain gar milt und gab vast armen lüten. Aber
der ander sprach: „Prüder, mir ist lieber, ain ander
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