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sie dieser durch Dickens hindurch bis Walter Besant that-
sächlich nahm.
Als Nachfolger Fieldings und Smolletts zeigt sich Dickens
ferner darin, dass er, wie diese, seine Romane auf heimatlichem
Boden spielen lässt und seine Charaktere aus seiner
direkten Umgebung wählt. (Smollett verlegt zwar den Schauplatz
der Handlung z. T. in fremde Länder, aber wir haben
es doch immer mit Engländern seiner Zeit zu thun, die ihr
Vaterland auf einige Zeit verlassen, um später wieder dahin
zurückzukehren.) Mit wenigen Ausnahmen spielen alle Erzählungen
Dickens' in der Gegenwart, im Gegensatz zu Scott
und Bulwer, die uns öfters in längst vergangene Zeiten zurückführen
. Dieser Umstand giebt den Romanen Dickens' einen
grossen kulturgeschichtlichen Wert; nach ihnen wird man,
wie dies nach den Romanen Fieldings und Smolletts geschehen
ist,*) leicht ein Kulturbild seiner zeit geben können.
Nach diesen allgemeinen Erörterungen gehen wir nun
dazu über, festzustellen, was Dickens für die Zeichnung seiner
Charaktere seinen beiden Vorbildern verdankte oder
ihnen eventuell entlehnte.
II. Charaktere.
Das Streben Fieldings und Smolletts bei der Zeichnung
ihrer Charaktere geht, wie bei Dickens, darauf, wahr zu sein.
Sie wollen uns vorführen, was sie selbst gesehen haben, und
was jeder aufmerksame Beobachter alltäglich sehen kann.
In dieser Hinsicht ist entschieden Fielding seiner Aufgabe
in weit höherem Grade gerecht geworden als Smollett;
und wenn dieser sagt (P. P. I. K. 19, S. 92): „I am afraid
the reader will think I represent a monster that never existed
in nature, and be apt to condemn the ecoüomy of my in-
vention; nevertheless, there is nothing more true than every
*) Vergl. Johannes Peronne : „Über englische Zustände im 18. Jahrhundert
", Leipziger Dissertation, Berlin 1890.
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