http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/wilson1899/0032
— 30 —
gangen werden. Im Begriff, wieder nach seinem Gemache
zurückzukehren, hat der Pfarrer das Missgeschick, durch eine
Verwechselung der Thüren in das Zimmer Fannys, der Braut
Josephs, zu geraten. Er legt sich zu Bett, und wird sich
dessen, dass er an der Seite des Mädchens geruht hat, erst
bewusst, als er am Morgen durch das Klopfen Josephs geweckt
wird.
Dasselbe Motiv, dass ein ehrbarer Mann durch ein Versehen
das Schlafzimmer einer Dame betritt, kehrt bei Dickens
in den Pickwick Papers wieder; und es ist sehr wahrscheinlich
, dass unser Autor, der die oben angeführten Schilderungen
alle gelesen hatte, sich bei der Abfassung dieser Stelle derselben
erinnerte. Der hier in Frage kommende Vorgang, der
uns zugleich zeigt, wie Dickens mit dem Geschmacke seiner
Zeit zu rechnen und sich immer in den Grenzen des Erlaubten
zu halten wusste, findet sich P. C. I. K. 16, S. 353 — 359.
Mr. Pickwick reist, um dem Abenteuerer Jingle das
Handwerk zu legen, nach Ipswich, wo er im Gasthause „The
Great White Horse" Wohnung nimmt. Nachdem er den Abend in
Gesellschaft zugebracht hat, zieht er sich nach seinem Zimmer
zurück und bemerkt, nachdem er sich eine kurze Zeit seinen
Gedanken hingegeben hat, dass er seine Uhr im Speisezimmer
hat liegen lassen. Er kehrt deshalb dorthin zurück, findet
die Uhr und steuert im Finstern dem ihm zugewiesenen
Zimmer zu, hat aber das Unglück, in ein anderes, wie das
seinige ausgestattetes zu geraten. Es ist das Schlafzimmer
einer alten Jungfer. Mr. Pickwick glaubt in seinem Gemache
zu sein, zieht sich aus und legt sich zur Ruh. Kaum ist dies
geschehen, als das ältere Fräulein eintritt und sich zu entkleiden
beginnt. Unserem Freunde ist die Sache sehr fatal;
er kann es aber nicht zum äussersten kommen lassen und
macht sich durch ein leises Husten bemerkbar. Die Dame
ist anfangs sehr bestürzt und erzürnt, lässt sich aber bald
durch Pickwicks Entschuldigungen besänftigen und gewährt
ihm, der ebenso unschuldig ist, wie er sich fühlt, sich ungestraft
zu entfernen.
Auf ein anderes Erlebnis des Pfarrers, das zum Ver-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/wilson1899/0032