Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 2
(PDF, 135 MB)
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Eltern zu wählen, und heißt ihren Leserinnen, den „Mann für die Vaterschaft
zu erziehen4* . . . Das alles für dieselbe Jugend, die durch eine
gesteigerte Lebenshaltung verwöhnt wird und mehr und mehr die Fähigkeit
zur Selbstentäußerung und Entsagung verliert Heute steht zumeist
hinter dem ungestümen Verlangen und dem schroffen Egoismus nicht die
Kraft, die solche Extreme durch entsprechende Leistungen, geistige oder
sittliche Werke, auch nur annähernd rechtfertigte. Wo dieses anmaßende,
in der wahren Erkenntnis so beschränkte Persönlichkeitsbewußtsein in
die Kreise der okkulten Lehren eingedrungen ist, da hat eine begrenzte
und rohe Auffassung das Gebiet überlegen belächelt. Die „Neugedankenbewegung
", eine Frucht des hochsinnigen amerikanischen Idealismus*
hat in ihren zahlreichen Auswüchsen auch zu uns einen unsauberen Geschäftsgeist
gebracht, der das Licht der okkulten Lehren verläßt und nach
den Schatten greift, und in Egoismus das Heiligtum beschmutzt.

Die Metaphysik des Individualismus erkennt, im Gegensatze zu dem
Universalismus der okkultistischen Weltauffassung, nur das Einzelwesen
als wahrhaft seiend an. Das Trennende der beiden Anschauungen tritt
schärfer noch in der Ethik zu Tage. Der Individualismus sieht den
Sinn des Lebens im Individuum allein. Diese Meinung führte in
ihren äußersten Extremen zu dem Egoismus eines Max Stirner und
Friedrich Nietzsche. Auf der entgegengesetzten Seite steht der Altruismus
der aufs transzendentale gerichteten religiösen und philosophischen
Systeme.

So wenig ein auf die Ideen Stirners oder Nietzsches gegründeter
Individualismus innerhalb der okkultistischen Weltbetrachtung Raum hat,
so wenig darf die Bedeutung der Individualität und ihre Stellung im
Okkultismus unterschätzt werden. Es ist verständlich und liegt im Wesen
dieser Lehren, wenn das Problem der Individualität von Fernerstehenden
oft mißverstanden und auch innerhalb dieser Weltanschauung oft einseitig
betont und ins extreme erweitert wurde. Wenngleich der Begriff
der Individualität als Besonderheit und Begrenztsein im Okkultismus
immer nur ein negativer sein kann, so bleibt andererseits doch zu beachten
, daß die begrenzte, im „Wahne44 des Sonderseins befangene Persönlichkeit
ein Notwendiges in der Entwicklung ist und zur Erreichung gewisser
Ziele diese Sonderbewußtheit ausleben soll und darf. Der panthe-
istische Okkultismus läuft notwendigerweise auf eine Verneinung des
egoistischen Individualismus zugunsten einer universalistischen Auffassung
hinaus, deren Ethik nur ein Altruismus sein kann. Der Okkultismus
kennt die scharfsichtige Unterscheidung Kants zwischen „Person4*
und „Subjekt44. Die eigentliche Wesenheit der Individualität ist das
Subjekt, als der unvergängliche Teil der menschlichen Natur. Die Person»
das vergängliche, ist lediglich das Vehikel, dessen das Subjekt zu seiner
jeweiligen Existenz bedarf. So ist der Individualismus im Okkultismus ein
transzendentaler, und es ist ein Irrtum, zu glauben, daß diese Welt-


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