Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 13
(PDF, 135 MB)
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haben derartige Wandlungen erfahren, haben so viel Neues in sich aufnehmen
müssen im Laufe des Kulturfortschrittes, daß ihr altes Gewand
zu eng geworden und fast überall bei ihren geistigen Trägern eine
Sehnsucht nach neuen Bahnen gekommen ist In der Theologie hat
man von liberaler Seite sich frei gemacht von dem Banne altgeheiligter
Vorurteile und sehnt sich nach einem Riesengeiste, der die Menschheit
aufrüttelt mit gewaltiger, gottbegeisterter Stimme und ihr neue Himmel
und neue Ideale zeigt. In der Kunst sucht man nach neuen Idealen,
nach neuen Problemen; solchen, die man noch nicht kannte und die
doch aus dem Wundergarten des menschlichen Seelenlebens hervorwachsen
sollen. In der Naturwissenschaft aber hat man sich frei gemacht
von dem kalten, eishauchenden Geiste eines seichten Materiaiismus und
sucht das Rätsel des Lebens zu ergründen auf neuen Bahnen des Denkens.
So wollen auch wir Okkultisten darüber nachdenken, ob auch auf unseren
Gebieten ein neuer Geist seine morgenjungen Augen aufgeschlagen hat,
der vielleicht die Kraft in sich trägt, zu jenem allersehnten Reformator
unseres gesamten Kulturlebens zu erwachsen.

Unleugbar trägt der Okkultismus noch vieles an seinem Gewände,
was früheren Kulturzeiten angehört und noch immer , nicht von der
Morgensonne klaren Denkens durchleuchtet wurde. Wer kann das verneinen
? Aber wer ist auch imstande, zu sagen, was jenes Veraltete ist
und wie jene unrichtig erklärten Tatsachen des Übersinnlichen richtig
zu erklären sind? Wir stehen alle noch unter dem Eindrucke einer
Philosophie, die alten Zeiten entwachsen, das Alte neben dem Neuen
noch immer in sich herumträgt, weil sie es noch immer nicht verstanden
hat, alles von einem einheitlichen Standpunkte aus zu betrachten, oder
wie mau jetzt sagt, alle^ Probleme monistisch zu erklären. Vielleicht
werden wir letzteres nie richtig können. Es aber zu versuchen, soll unsere
schönste Pflicht sein, und sollte es auch nur bei einem Versuche bleiben.

Ich habe lange geschwankt, ob ich den Okkultismus als eine Philosophie
oder als eine Naturwissenschaft in dieser kleinen Studie betrachten
soll. Denn die streng naturwissenschaftliche Betrachtungsweise hat gar
enge Schranken. Ist es doch ihr erstes Gesetz, nicht weiter in der
Schlußfolgerung zu gehen als die Tatsachen reichen und niemals aus
ersten Schlußfolgerungen zweite zu ziehen, wenn nicht neue Tatsachen
vorliegen, die dazu berechtigen. Viel freier dagegen ist die philosophische
Betrachtungsweise. Wenn sie nur der strengsten Logik genügt und einheitlich
in ihrem Aufbau ist, dann hat sie allen Anforderungen entsprochen,
die an sie gestellt werden können. Aber sie hat Nachteile: daß eine
derartige Forschungsweise nicht zum Ziele führt, hat die Geschichte
der Philosophie bewiesen. Wir sind ja noch immer im Unklaren darüber,
welches von dem vielen Vorhandenen der Wahrheit am nächsten kommt.

Ich will es daher versuchen, die naturwissenschaftliche Forschungs-
weisc im Okkultismus zur Anwendung zu bringen und sehen, was dabei


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