Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 52
(PDF, 135 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0055
ist dies das Gegenteil der Eduard von Hartmannschen Philosophie, die
das Unbewußte der menschlichen Natur zum letzten Grunde alles Seins,
zum „All-Einen-Unbewußten" ausdehnte und des mit Unrecht als Pessimismus
verschrieenen, falsch aufgefaßten Buddhismus. Die theosophische
Lehre ist ein philosophischer Idealismus, der konsequent zu entschiedenster
Lebensbejahung führt. Und wo von Weltflucht und Isolierung innerhalb
der theosophischen Literatur geredet wird, so sind das nicht ihre
Wahrheiten, sondern die Irrtümer, die in die Theosophie hineingedeutet
werden. Gerade der theosophisch Strebende soll die Welt und ihre
Leidenschaften nicht fliehen, sondern sie überwinden, wenn er sein Ziel
erreichen will. —

Die Sehnsucht nach dem Unendlichen und Unvergänglichen, das
Heimverlangen der Seele, die friedlos und endlich ahnend die Zeitlichkeit
durchirrt, die Ideale aller wahren Romantik, sind das Wesen der
Theosophie. Kein Schwärmen und Träumen, kein Selbstverlieren in vage
Phantasien, nur ernste Arbeit, eine konzentrationsfähige Individualität
sind die unumgänglichen Bedingungen zum erstrebten geistigen Fortschritt
Die Lehren der Theosophie, von denen zunächst die Rede sein soll, wie
auch der Buddhismus und die Weltanschauung der Hellenen, sollten niemals
nur vom theoretischen Standpunkte aus gewürdigt werden. All
diese Lehren sind religiöser Art und müssen, wenn sie verstanden werden
sollen, erlebt und intuitiv erfaßt werden. Im anderen Falle wird der
Suchende niemals zu ihrem eigensten Wesen, der Monistischen Phase vordringen
und sich immer wieder vor einem unüberwindlichen Widerspruch
von Idee und Wirklichkeit, vor einem unüberbrückbaren Dualismus finden.

Das Problem der Individualität im Okkultismus ist im Grunde auch
die Frage nach ihrer Stellung in der Theosophie. Die Entstehung und
Entwickelung der Individualität, als Seele, nach den theosophischen Lehren
hier zu skizzieren, reicht nicht der Raum. Einige Streiflichter müssen
genügen.

Nach diesen Lehren ist die Individualität ein Zusammengesetztes,
das an einem bestimmten Punkte der Entwickelung entsteht und nach Erreichung
des Zieles folgerichtig sich wieder auflöst. Die «Geheimlehre4,
spricht von einem Hineinwerfen des göttlichen Funkens in die durch
eine vorausgegangene, unermeßliche Entwickelung gereifte Tierseele und
betont, daß vor diesem Punkte das im Menschen wohnende (göttliche)
Ego als solches nicht existierte. Zum vollen Verständnis dieser paradox
und dualistisch klingenden Lehre innerhalb eines so radikalen Monismus
ist die Kenntnis der theosophischen Anschauungen von der ..siebenfachen
Konstitution" der menschlichen Natur Voraussetzung. — Vor Vereinigung
dieser beiden nurdurch ihre vorausgegangene Entwickelung unterschiedenen
Prinzipien existierte das (höhere) Ego im Menschen noch nicht:

♦.ebensowenig wie die Pflanze, welche sich aus einem Keim entwickeln
wird, sobald der Keim befeuchtet ist, existiert, ehe diese


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