Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 77
(PDF, 135 MB)
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die Universität bezog, richtete er seine Aufmerksamkeit scharf auf die
großen Augen, und allgemein wurde ihm das gute Wortgedächtnis der
Besitzer solcher Augen gerühmt. Er nahm nun ganz richtig an, daß*
dieser Umstand, dieses Zusammenvorhandensein von einem guten Wortgedächtnis
bei etwas großen Augen, kein bloßer Zufall sein konnte.
Nun fand er auch besondere Kennzeichen am Schädel von großen
Musikern, Malern, Mechanikern u. s. w. Bald wurde ihm bei seinen Beobachtungen
und dem angestrengten Nachdenken klar, daß so verschieden
die Geistesanlagen und Talente, so verschieden auch die Kopfformen
waren. So fand er auch bald heraus, daß die einzelnen Teile des Gehirns
, die Organe der einzelnen Fähigkeiten waren. Bis zu dieser Zeit
war ja in der Anatomie fast noch nichts über die Verrichtungen des
Gehirns und seiner Teile bekannt. Nachdem er von der Richtigkeit
seiner Entdeckung, an dem Schädel, dem Sitz der Zentrale des Seelenlebens
, des Gehirns, die Stärken oder Schwächen der geistigen Grundkräfte
erkennen zu können, vollständig überzeugt war, verwendete er sein
ganzes Leben für dieses Problem. 1785 wurde er Arzt zu Wrien und
begünstigt durch diese Stellung im Leben konnte er in Irrenhäusern,
Strafanstalten, Gefängnissen oder auch in seiner Praxis ein ungeheures
Material zusammentragen. Bekanntlich brachte er ja auch Licht in das
Dunkel der Gehirnphysiologie, indem er die Faserstriktur desselben
entdeckte.

Im Jahre 1768 entschloß er sich denn, seine Erfahrungen und Entdeckungen
in Privatvorlesungen vorzutragen. Dadurch erregte er ein
ungeheueres Aufsehen und außer vielen Studenten, kamen auch viele
Gelehrte von Ruf, Staatsmänner und sonst hervorragende Geister zu
seinen Vorlesungen. Nach fünf Jahren dieser segensreichen Tätigkeit
brachten es klerikale Einflüsse dahin, daß ein kaiserliches Handbillet
seinem Streben ein Ziel setzte.

Man glaubte bei Hofe, er könnte den Materiaiismus predigen und
so die Köpfe verwirren. Gall verließ darum mit seinem langjährigen
Mitarbeiter Dr. Spurzheim die alte Kaiserstadt Wien und wandte sich
nach Berlin. Hier wurde er mit Freuden begrüßt und viele Größen
damaliger Wissenschaft, so auch Hufeland, der Stabsarzt des Kaisers,
waren Anhänger der Galischen Lehre vom Geist. Gall und Spurzheim
unternahmen noch viele Vortragsreisen in alle größeren Städte Deutschlands
und der Schweiz, überall mit Freude und Begeisterung begrüßt.
Im Jahre 1807 verließen dann beide Deutschland und gingen nach Paris,
wo Gall nach vielen Kämpfen und Ehrungen im Jahre 1828 starb.

Dr. Spurzheim war bereits 1814 nach England gegangen, bekanntlich
hat sich England für die Phrenologie sehr zugänglich erwiesen. Im
Jahre 1832 folgte Spurzheim dann einer Einladung nach Amerika, starb
jedoch im selben Jahre in Boston. Gall sowie Spurzheim hinterließen
wichtige Werke über Physiologie und Anatomie des Gehirns, trotzdem

Intl. f. Grenzet*.

der Psychologe


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