Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 81
(PDF, 135 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0084
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öffentlichen Dresdener Manuskriptes vom Jahre 1816, das den Text
seiner Vorlesungen enthält, heißt es weiter: „Doch ist dies nicht so zu
verstehen, als ob, was ich lehre, dort schon stehe. Die Vedas, oder vielmehr
die Upanischaden--haben keine wissenschaftliche Form, keine

nur irgend systematische Darstellung, gar keine Fortschreitung, keine

Entwickelung, keine rechte Einheit--Hat man jedoch die Lehre,

welche ich vorzubringen habe, inne, so kann man nachher alle jene uralten
indischen Aussprüche nun als Folgesätze daraus ableiten und ihre
Wahrheit nun erkennen, so daß man annehmen muß, daß, was ich als
Wahrheit erkenne, schon auch von jenen Weisen der Urzeit der Erde
erkannt und nach ihrer Art ausgesprochen, aber doch nicht in seiner
Einheit ihnen deutlich geworden war; so daß sie ihre Erkenntnis nur in
solchen abgerissenen Aussprüchen, welche das Bewußtsein ihrer hellsten
Augenblicke ihnen eingab, nicht aber im Ganzen und im Zusammenhang
an den Tag legen konnten.

Im Großen und Ganzen ist damit der Unterschied zwischen eigener
Philosophie und dem Urkem der indischen Geheimlehre von Schopenhauer
richtig erkannt, wenn auch der Okkultismus über die systematische
Durchbildung des im Vedanta enthaltenen Kernes und über die nüchterne
logische Beweismethode Schopenhauers in vieler Beziehung hinausgegangen
ist.

Die Schüler Schopenhauers sind, wie schon erwähnt, dem Meister
auch in seiner Begeisterung für die indische Lehre gefolgt. iMan darf
behaupten, daß die Teilnahme an der Spekulation der Gangesphilosophie
in Deutschland nicht so weite Kreise ergriffen hätte, wenn
nicht von Schopenhauer und seiner Schule ihr der Boden bereitet worden
wäre. Namentlich der Buddhaismus ist für die Schopenhauerianer ein Gegenstand
liebevoller Betrachtung ßnd ungeheuchelter Bewunderung gewesen.

Wenn aber auch Schopenhauer nicht im strengen Sinne Okkultist
gewesen ist, so hat er sich doch gleich Piaton, dem Weisen der Akademie
, in die Höhen reiner Mystik erhoben. Er selbst sagt: vBuddha,
i ckhart und ich lehren im wesentlichen dasselbe: Eckhart in den Fesseln
meiner christlichen Mythologie; im Buddhaismus liegen dieselben Gedanken
uiverkümmert durch solche Mythologie, daher einfach und klar, soweit
eine Religion klar sein, kann". !) Vom Zaubermantel der Spekulation
getragen, hat er im kühnen Fluge den Kosmos durchmessen.

III. Brabmamsmus und Buddhismus.

Trotz der reichhaltigen Literatur, die Schopenhauer als ihm bekannt
n seinen letzten Lebensjahren anführen konnte — er nennt nicht weniger
^ls 26 Werke und Aufsätze in deutscher, lateinischer, französischer,
englischer Sprache, und zwar nur solche, die er empfehlen zu können

") Gwinner a. a. O. p. 931.


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