Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 123
(PDF, 135 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0126
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sophie hervorgebracht hätte, so dürfen wir als sehr wahrscheinlich annehmen
, daß diese Philosophie anderer Welten in ihren Entwicklungsphasen
und Resultaten mit der Philosophie unseres Planeten eine weit-
gehende Übereinstimmung zeigen würde. Denn die Natur, wie wir sie
kennen, ist zwar schon verschwenderisch in Hervorbringung von Individuen
, aber sehr sparsam in Hervorbringung der Typen der Gattungen.

Gesetzt, es wäre uns die Möglichkeit geboten, von der Philosophie
au! einen der andern Planeten unseres Sonnensystems, vielleicht auf dem
Mars oder der Venus, Kenntnis zu nehmen (etwa, indem es gelänge, von
dort ein Projektil bis in den Bereich der überwiegenden Erdanziehung
zu schleudern), so würden wir ohne Zweifel den Erzeugnissen derselben
ein großes Interesse zuwenden. Mit Aufmerksamkeit würden wir sowohl
Übereinstimmung als Verschiedenheit jener translunaren Weltanschauung
mit der unsrigen prüfen.

Jede Abweichung in den Ergebnissen würde zu einer Untersuchung
darüber anregen, auf wessen Seite die Wahrheit sei, jede Zusammenstimmung
würde uns daran erinnern, daß es eine Gewähr für die Richtigkeit
der Rechnung zu sein pflegt, wenn zwei Rechner unabhängig von
einander zu demselben Facit gelangen.*)

Nicht ganz, aber doch annähernd werden die Hoffnungen, die wir
an eine solche „vom Himmel gefallene" Philosophie knüpfen würden, erfüllt
durch dasjenige, was die Geheimlehre der Inder uns tatsächlich bietet.

Denn während alles, was an philosophischen Gedanken diesseits
des Hindukusch hervorgebracht worden ist, von Mose und Zoroaster, von
Pythagoras und Xenophanes an durch Piatonismus, Christentum und
Kantianismus bis auf die Gegenwart herab in einem einzigen großen
Zusammenhange steht, durch welchen unser Denken mehr, als wir es
oft ahnen, abhängig ist von uralten Traditionen, Einseitigkeiten der Auffassung
und Irrtümern, — so haben die Inder, indem sie von ihren
Bruderstämmen schon in vorhistorischer Zeit abgetrennt wurden, gegen
die ursprünglichen Bewohner aber des Industales und der Gangesebene
sich selbst auf das Strengste absonderten, bis zu den Zeiten der vollen
Ausgestaltung ihrer Weltanschaung — so weit bis jetzt zu erkennen —
keinen Einfluß auf ihr Glauben und Denken irgendwoher empfangen,
und als die Stürme der griechischen, skythischen und mohamedanischen
Invasionen über Indien hereinbrachen, trafen sie, allem Anscheine nach,
die indische Gedankenwelt schon in einer Erstarrung und schulmäßigen
Geschlossenheit an, in welcher sie dieselbe nicht mehr erheblich zu in-
quinieren vermochten, während vielmehr umgekehrt die fremden Eroberer
zu dem geknechteten Indien vielfach in eine fast ebenso große geistige
Abhängigkeit traten, wie das Römerreich zu dem eroberten Griechenland.2)

») P. Deussen a. a. O. p. 35, 36.

*) Deussen,. Die Sütras des Vedänta (1887).


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