Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 124
(PDF, 135 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0127
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Das möge genügen, um den Wert der indischen Lehren für jeden
unbefangenen Gelehrten zu charakterisieren. Vielleicht würde man in
den Kreisen, die einer jeden Weltanschauung mit übersinnlichen Elementen
in blinder Feindschaft gegenüber stehen, für naiv gehalten werden, wollte
man unserm, in allen Stücken „so herrlich weit" fortgeschrittenen Zeitalter
zumuten, von den alten Indern noch etwas zu lernen; sicherlich aber
wird die Bekanntschaft mit den indischen Lehren einem jeden zum Bewußtsein
bringen, daß wir mit unserm gesamten religiös-christlichen und
philosophisch-materialistischen Denken in einer kolossalen Einseitigkeit
stecken, und daß es noch eine ganz andere Art, die Dinge anzufassen,
geben kann, als die, welche Hegel als die allein mögliche und vernünftige
konstruiert hat

Es kann eben doch noch vieles geschehen, um den Nebel, der von

Geburt an auf unser aller Augen liegt, zu heben, sodaß wir nicht mehr
die Dinge bloß empirisch, das heißt von dem höchst einseitigen Observatorium
unseres Intellektes aus, betrachten, sondern zu einem Standpunkte
geführt werden, von welchem aus wir Intellekt und Natur in ihrem
Gegeneinanderarbeiten beobachten können, — was ja doch das Endziel
aller Philosophie überhaupt ist. Daß dieser Standpunkt, welcher uns
über die einseitige Betrachtungsweise des Intellektes erheben will, zugleich
doch immer (von Zuständen wie yoga, txGTiiots. unio mystica abgesehen)
in gewissem Sinne ein solcher des Intellektes bleiben muß, darin liegt
die unsägliche Schwierigkeit aller Metaphysik, und auf ihr beruht es, daß
fes gerade bei den größten Philosophen da, wo sie uns in das innerste
Adyton ihrer Weisheit einführen wollen, — dunkel wird.

Es ist aber doch die eine und mit sich einstimmige Natur der
Dinge, auf welche sich alle Philosophen, je origineller sie sind, um
so unmittelbarer beziehen, und das, was die Urheber der indischen Lehre
inspirierte, war die Offenbarung, welche, als eine und dieselbe in allen
Zeiten und Ländern, aus den Abgründen unseres Innern uns entgegenquillt
, *) war ein sehr Reales, innerlich Erlebtes und Geschautes. In unserer
weiteren Darstellung wird es sich dann deutlich zeigen, daß die
ostasiatisch-indische Lehre die einzige wirkliche Parallele zu der westasiatisch
-europäischen (griechischen, christlichen und neuern Philosophie)
bildet, welche die Geschichte der Menschheit aufzuweisen hat.

Daß eine solche Hervorhebung und Bevorzugung der indischen
Lehre keine unberechtigte ist, ergibt sich zunächst schon daraus, daß Indien
schon als Land ebenso groß ist wie das ganze philosophierende
Europa zusammengenommen, daß ferner die Inder früher als die Europäer
über die Rätsel des Daseins nachzudenken begannen und damit
durch alle Jahrhunderte hindurch bis zur Gegenwart hin fortgefahren

J) Dr. Paul Deussen, Allgemeine Geschichte der Philosophie LB. !. Abt.
Vorrede VIII; Leipzig, Brockhaus 1894.


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