Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 140
(PDF, 135 MB)
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Menschen sich ethisch höher arbeiten, also ihr Karma, ihr feststehendes Geschick,
erdulden müssen. Das aber ist wiederum ihr freier Wille, denn von ihnen hängt es
ja ab, sich ein besseres Los zu schaffen. Davon weiß jedoch der Herr Doktor
•ebenfalls nichts, wie sollte er auch als blinder Materialist? Er weiß auch davon
nichts, daß hervorragende englische Astrologen fort und fort Prognosen über Weltgeschicke
, Elementar-Ereignisse u. s. w. veröffentlichen, die prompt in Erfüllung
gehen und daß in England, diesem hochkultivierten Lande, die Astrologie eine viel
geachtetere Rolle spielt als beim deutschen Volke. Erfreulich ist ja übrigens das
Zugeständnis, daß die Astrologie bereits in politisch und gesellschaftlich einflußreichen
Kreisen eingedrungen ist, allerdings nicht „verheerend", sondern moralisierend und
sittlich höher führend. Dem Herrn Dr. Jakobi scheint es dagegen nicht bekannt zu
sein, daß sogar die Naturwissenschaftler sich langsam mit der Astrologie befreunden.
Wir verweisen nur auf den Artikel des Dr. med. Häberlin über „Kosmische Lebensprobleme
*, der in der Zeitschrift „Kosmos" (Stuttgart) im Vorjahre erschienen ist.
In der begeisterten Schlußbetrachtung dieses Artikels heißt es, daß Sternenlauf und
Menschenschicksale in inniger Verbindung stehen. Außerdem sei hier auf die elektrische
Tension der Gestirne verwiesen, die Professor Harparath in: „Sind die Grundlagen
der modernen Astronomie, Physik, Chemie haltbar?" beweist. Flambert in
Paris kam bei seinen Untersuchungen auf eine Vibrationsspirale, in welcher für alle
Naturwirkungen dieselben Konsonanzgesetze gelten. Es ergaben sich dabei Gesetze,
welche denen der Astrologie sehr verwandt waren. Und so ließe sich noch mancher
Beweis erbringen, daß die Astrologie — wohlverstanden die wissenschaftliche Astrologie
— keiner verborgenen Schlupfwinkel bedarf. Der Bericht über den ehemaligen
Schreinergeseiien Karl Vogt entspricht nicht der Wahrheit. Er war allerdings „berühmter
", wie sein Gegner Dr. Jacobi. Vogt war übrigens ein gebildeter, hochintelii-
• genter Mann, der sich durch Selbststudium aus seiner bescheidenen Lebensstellung
emporgearbeitet hat. Wer Astrologie kennt, weiß auch, daß ohne Kenntnisse in der
sphärischen Trigonometrie nicht einmal die grundlegenden Berechnungen zu machen
sind. Es ist daher für den ehemaligen Schreinergesellen sehr ehrenwert und deutet
auf große Intelligenz, Ausdauer uud Fleiß, daß er sich diese Kenntnisse anzueignen
vermochte. Interessant wäre es, zu wissen, ob Herr Dr. Jakobi als Schreinergeselle
ebensoviel Intelligenz und Fleiß bewiesen hätte? Entgegen der Meinung des Dr.
Jacobi hat sich Karl Vogt tatsächlich durch ein, auf astrologische Berechnungen
beruhendes Lottospiei ein großes Vermögen erworben, das ihm gestattete, unabhängig
und als „Grandseigneur", wie Dr. Jacobi sich ausdrück!, zu leben. Übrigens
genügt es zur Ehrenrettung Karl Vogts vollkommen, daß der bekannte Jurist und
Okkultist D. Ludwig Hauff sich seiner annahm und ihn in 2 Broschüren erfolgreich
verteidigte. („Der Astrologe und Seher zu München," 1858. „Die in Erfüllung gegangenen
und weiteren Vorhersagungen d. Astrologen und Sehers zu München."
1859.) Das Studium dieser Schriften wird jedermann die Ungerechtigkeit dieses Angriffes
vor Augen führen. Hervorragende Zeitungen traten für Vogt ein, alle Welt,
die doch damals auch schon denken konnte, schätzte ihn, die Tafelrunde König
Maximilians, ja der König selbst interessierte sich für ihn und keiner Menschenseele
wäre es eingefallen, ihn der Schwindelei zu zeihen. Doch der „be-rühmte* Herr
Dr. Jacobi will, ohne jeden Beweis erbringen zu können, vielleicht nur aus purem
Mißbehagen, diesen Mann unbedingt zum Charlatan stempeln. Vielleicht wohl deshalb
, weil er infoige seiner guten Berechnungen den Krimkrieg, den Fall von Se-
bastopol, den Tod Kaiser Nikolaus, die Geburt des Prinzen Napoleon prognostizierte?
Aber das war ja natürlich alles nur Combination. Leuchtet Ihnen nicht ein, Herr
Doktor, daß der Mann dann erst recht ein großartiges „Genie" gewesen wäre? Die
versteckte Drohung in dem Artikel des Herrn Dr. Jakobi, gewissen höherstehenden
Gesellschaftskreisen, nach einer event. Mißachtung seiner Warnung, mit peinlichen
Indiskretionen näher zu treten, wird jene Kreise hoffentlich kalt lassen, denn es ist


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