Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 187
(PDF, 135 MB)
Bibliographische Information
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Spiel der Natur,0 meinte er. „Diese Ähnlichkeit, Zug um Zug. Nur
der Knabe jünger noch und kindlicher. Wahrlich, ein sonderbarer Zufall.*
Sorgfältig wurde das Bild wieder in das Spind getan und bald
darauf suchte er sein Lager auf. Aber der Schlaf wollte nicht kommen,
obwohl sein Körper sehr ermüdet war. Unruhig wälzte er sich hin und
her. Seine Gedanken drängten immer auf ein trauriges Erlebnis seiner
Jugend, auf das größte Leid seines Lebens hin. Durch all die Jahre her
hatte er sich endlich zur stillen Resignation durchgerungen, die Wunde
hatte sich vernarbt. Doch innen war eine schmerzhafte Stelle geblieben
und an die durfte er nicht rühren. Diese Stelle machte sich ihm heute
besonders bemerkbar. Wie eine Sturmflut wälzte sich die Erinnerung
an sein Leid über ihn und ließ ihn noch einmal die ganze traurige Zeit
durchleben.

Er sah sich als junger lebfrischer Student in dem alten Universitätsstädtchen
, ein munterer kecker Bursch, der den Mädchen gar sehr in die
Augen stach. Sein adeliges Wappen öffnete ihm die besten Häuser und
überall war er ein gern gesehener Gast. Eines Ratsherrn blondhaariges
Töchterlein hatte es ihm angetan. Regina hieß sie und mochte damals
18 Jahre zählen. Der Magister war nie leichtsinnig gewesen. Als er
dem Mädchen seine Liebe gestanden hatte, dachte er auch ehrlich daran,
es zu seinem Eheweibe zu machen, sobald er seine Studien beendet
haben würde. Vorerst aber mußten sie ihren Bund vor ihren Eltern
geheim halten, denn es stand zu befürchten, daß der eigensinnige, geldstolze
Vater dagegen sein könnte. Der hatte sich nämlich schon oft
geäußert, Regina müsse einen Handelsmann aus der Verwandtschaft
heiraten und die Befürchtung der Liebenden war auch nur zu gerechtfertigt
. Eines Tages kam def gestrenge Ratsherr hinter das Geheimnis
seiner Tochter und dem jungen Studenten wurde das Haus verboten.
Aber die Liebe ist schlau und mächtig. Die jungen Leute wußten sich
hinter dem Rücken der Eltern zu finden, und das wurde für Regina verhängnisvoll
. In einer schwachen Stunde unterlag sie dem Feuer der
Jugend. — Aber das kettete beide nur noch mehr zusammen, denn ihre
Liebe wurzelte nicht in den Sinnen und hielt auch Stand, als diese befriedigt
waren. Ein schmerzliches Glücksgefühl durchzog den Magister
bei der Erinnerung an diese schönste Zeit seines Lebens. Doch die
schwarze Wolke ließ nicht lange auf sich warten. Eines Abends, als er
von einem trauten Stelldichein nach Hause kam, erwartete ihn ein Diener
seines Vaters. Sein Kleid war staubbedeckt, er hatte einen argen Ritt
hinter sich. Der Vater liege im Sterben, hieß es, und der Sohn solle
ohne Zögern sofort kommen, wenn er ihn noch einmal sehen wolle.
Noch in derselben Nacht wurde die Reise angetreten. Schwer drückte
seine Seele der bevorstehende Verlust seines Vaters, schwerer aber noch
der Umstand, daß er seiner Regina keine Mitteilung zugehen lassen
konnte, denn er durfte ja keinen Menschen ins Vertrauen ziehen. Erst


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