Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 190
(PDF, 135 MB)
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meinen Feinden will ich mich selbst schützen." Das Wort Horoskop, welches im
Griechischen doch wörtlich „Stundenanzeiger" heißt, sagt es ja von selbst, daß
zum Stellen einer Nativität nicht bloß Jahr, Tag und Monat, sondern auch Stunde und
Minute erforderlich sind, außerdem noch die geogr. Breite und Lange des Geburtsortes
. Wie kann man ohne astronomisches Jahrbuch oder Ephemeriden tabelle
ohne mathematische Kenntnisse und ohne eingeweiht zu sein in die ungeheuer
verwickelte Technik, ohne richtiges auf astronomischer Basis beruhendes, die Kenntnis
der Trigonometrie voraussetzendes, langjähriges Studium „sein eigener Sterndeuter
* sein wollen. Es herrschen im Volk furchtbar naive Anschauungen Über
diese uralte Wissenschaft; so glauben viele auf Grund des Jahresregenten und
Tages- oder Stundenplaneten ihr Schicksal vorhersehen zu können. Es wäre sehr
zu wünschen, daß hier endlich richtigere Anschauungen Platz greifen würden, die
Astrologie ist keine Wissenschaft, welche dem Suchenden mühelos und ohne
mathematische Kenntnisse ihre Geheimnisse preisgibt und so helfen sich eben
manche, um jeden Preis ihre Kasse zu bereichern dadurch, daß sie unter
Citation berühmter Namen ein willkürliches, jeder wissenschaftlichen Basis entbehrendes
System (gewissermaßen nur ein heitres Gesellschaftsspiel, eine neue Art
von Kartenlegerei) zusammenstopseln und auf den Büchermarkt werfen. Da es
wenige gibt, welche die Zeit und Mühe opfern wollen, in diese schwierigste aller
Wissenschaften einzudringen und auch bei vielen die höheren Schulkenntnisse
fehlen, so finden solche Machwerke trotzdem eine Menge Abnehmer. Es ist außerdem
auch ein Frevel, mit dem Namen eines so berühmten Mannes ein solches
Spiel zu treiben, er würde staunen, wenn er es sehen könnte, was das 20. Jahrhundert
für Unkraut unter seinem Namen zeitigt! Ähnlich ist es auch mit dem
Seni-Horoskop, es beruht auf ganz ähnlichen Verdrehungen und Pfuschereien. Es
kann deshalb nicht genug Propaganda für richtige Lehrbücher gemacht werden, in
welchen gezeigt wird, daß die Horoskopie zur Grundlage die Astronomie hat, und
daß ein Horoskop die Konstellationen sämtlicher Planeten, Sonne und Mond
nebst den größeren Fixsternen, Mondknoten etc. enthalten muß, nebst den Aspekten
derselben und den Stellungen der Gestirne in den 12 Himmelsfeldern, gerechnet
auf die geogr. Länge und Breite in der genauen Minute, sogar Sekunde der Geburt.
Es wird wohl noch lange dauern, bis dies endlich allgemein eingesehen wird und
für die breiten Massen wird die Popularisierung dieser ungemein schwierigen
Wissenschaft wohl schwerlich ganz gelingen.*) Ungemein bedauerlich ist es auch,
daß vorzügliche englische Lehrbücher, wie Zadkiels (Pearce's) Text Book of Astro-
logy für die 2. Auflage keinen Verleger findet und die 1. Auflage nicht mehr aufzutreiben
ist Es ist ferner überhaupt bedauerlich, daß sich für die englischen
Lehrbücher kein Übersetzer findet, ebensowenig wie für die lateinischen des Mittelalters
. **) Natürlich bei unserer heutigen „exakten" Wissenschaft, welche sich mehr
um mikroskopische Präparate und Detailstudien kümmert, ist das nicht zu verwundern
. Wie sich unser großer Du Prel so treffend ausdrückte, hat dieselbe mehr
Interesse für wden Katarrh der Gletscherflöhe44, als für die großen und wichtigsten
Probleme des Menschen und seines Zusammenhangs mit dem Wunderbau des
Weltalls. Otto Pöllner.

Der Knabe mit dem leohsten Sinn. Unser Korrespondent in Christiania
berichtete kürzlich über einen Knaben, der unerwartet die Gabe des Hellsehens
an sich entdeckt habe. Die von diesem Knaben ausgeführten Dinge sind so unerklärlich
, dass selbst so kritische Sachverständige wie der Anstaltsdirektor Dr.

*) Mit Hilfe einer zielbewußten Organisation ist die Popularisierung gewiß
möglich und muß durchgeführt werden. Anmerkg. der Schriftleitung.

**) Übersetzer gibt es schon, aber in deutschen Landen sind die Verleger
nur schwer für die Astrologie zu erwärmen. Anmerkg. der Schriftleitung.


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