Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 210
(PDF, 135 MB)
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Selbstvertrauen auf unbegrenztes Schalten des eigenen Heilapostolates
abzielt, wirkt Herr Gustav Müller mit seiner „sozialen Praxis", wie er
es benennt, seit manchem Jahre in der Zentrale des deutschen Reiches.
Ich weiß nicht, worauf alles sich seine Wirksamkeit erstreckt, welche
vielleicht anerkennenswerteste Seiten entfaltet. Zu ihr gehört aber nicht
am Wenigsten ein Schriftstellern in Büchern und zwanglosen Heften, in
denen Hr. Müller, da er Selbstverleger seiner Schriften ist, sich ungebunden
gegen alle Welt ergeht. Dieses Schriftstellern zeigt den wohltuenden
Vorzug einer nicht geringen Sprachbeherrschung und Beredsamkeit
, andrerseits doch, — wie mir das in den voreilig hingeworfenenen
Belehrungen seines „Wahrheitsforschers44 vor Jahren schon des öfteren
unangenehm auffiel — sein recht Übles. Da ich kein Freund der akademischen
Dressur, die sich fälschlich mit dem Namen der stets freier
Geistesbewegung zugerichteten „Schule" schmückt, und ihrer Allüren
bin, war mir immerhin die Strebsamkeit dieses Popularphilosophen von
ureigenster Neigung nicht unerfreulich, so daß ich gegen sein Bedenkliches
nachsichtig und allzu nachsichtig wurde. Als Herr Gustav Müller
mich aufforderte, einen Beitrag zu liefern zu einem Buche, in dem er
Stimmen sammelte, welche sich über die Stellung wider den Materialismus
äußerten, die er durch eine eigene nicht übel geschriebene und
Wahres enthaltende Schrift seinerseits gekennzeichnet hatte, ging ich
nach einigem Besinnen darauf ein. Der Raum war kurz bemessen. Weil
es unmöglich war, auf ihm einigermaßen Erschöpfendes zu bieten, bezog
ich mich, indem ich nur in allgemeinsten Zügen auf die Schrift G. Müllers
mich einließ, auf die eigenen von meiner okkultistischen Weltbetrachtung
erfüllten Abhandlungen, in welchen ich hauptsächlich meinen Standpunkt
zum Materialismus erläutert habe. Ich erwartete, daß Herr Müller, wie
er es angekündigt hatte, schlechtweg die Einsendungen in einem Buche
zusammenstellen werde, niemals aber nahm ich an, daß er zu selbigen
überall, wo sie von seiner Meinung ihm abzuweichen schienen, schulmeisterlich
den Verfassern coram publico in einem Zusatz demonstrieren
würde, wie sie das hätten besser machen müssen. Dies ist nun von
Hrn. Müller in übereifrigster und verständnisloser Weise geschehen, wobei
als die Hauptfreude an dem ganzen von ihm „Kulturiundamente*' getauftem
Buche hindurchsieht, daß Gustav Müller das letzte Wort behält
und neben Mohamed kein Prophet gilt.

Das Recht fremder Meinungen und die Achtung vor ihnen, die der
Wahrheit nichts vorenthalten mag, hinter welchem Zaune es immer
wachse, gilt diesem „selfman* verdammt wenig; das hat nur der Reklame
dafür zu dienen, daß sein eigenes Kraut viel reicher gedeiht. Daß dies
aber oft in recht dickem Miste drinsitzt, daß Hr. Müller, wie es solcher
für alle Belehrung tauber und auf seine Selbstdenkerei stolzer Ubereifer
kaum vermeidet, öfter in das ärgste philosophische Pfuschertum bis zur
Kannegießerei sich verirrt, das sind böse Mängel für einen an das Volk


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