Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 231
(PDF, 135 MB)
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Wenn wir das über den Veda Gesagte kurz zusammenfassen, so
kommen wir zu dem Ergebnis, daß die Rigveda-Samhitä wohl die älteste
heilige Urkunde des Menschengeschlechtes und zugleich sein ältestes
Literaturdenkmal ist. Sie enthält eine daseinsfrohe Naturmythologie.

Kräftiger regt dann die Spekulation ihre Schwingen in den Brah-
manas, den daran angefügten Aranyakas und den auf diesen beruhenden
Upanischaden. Diese konstitutieren die umfangreiche Gedankenwelt,
die wir Brahmanismus nennen, und die sich enge an den Veda
anschließt.

Wir wollen hier noch in Kürze die Quellen der indischen Geheimlehre
überhaupt durchmustern.

Für die erste sogenannte vedische Kulturperiode der Inder ist natürlich
, wie für alle anderen Kulturverhältnisse, so auch für die Geheimlehre
der Veda die Hauptquelle. Von besonderer Wichtigkeit für diese sind
eine Anzahl von Hymnen des Rigveda und Atharvaveda, einige Stellen
der Brähmanas und namentlich die, wie schon erwähnt, meist den Schluß
derselben bildenden Upanischads. —

Aus den Upanischads erwächst nebeneinander eine Reihe von
Systemen, von denen sechs als orthodox d. h. als vereinbar mit dem
Veda, die übrigen von den Brahmanen konservativer Richtung als von
der Vedalehre abweichend angesehen wurden.

Die ersteren sind: 1. die Mimänsä, 2. der Vedänta, die eigentlich
nichts anderes sind als die philosophische Systematisierung zweier im
Veda vorliegender, in gewissem Gegensatz stehender Grundanschauungen,
welche in merkwürdiger Analogie zu den beiden Hauptteilen der Bibel,
dem Alten und dem Neuen Testament stehen; 3. der Nyäya, ein System
von logischen Gesichtspunkten aus, 4. das Vai^eshikam, eine naturwissenschaftlich
gehaltene Klassifikation der Dinge unter sechs Kategorien, 5. das
Sänkhyam, eine vom Veda und der Geheimlehre des Vedänta völlig abweichende
Metaphysik, 6. der Yoga, ein okkultistisches System mit praktischer
Tendenz.

Diese nachvedischen Systeme sind meist überliefert in der für Schulzwecke
berechneten und reges Leben der Schulen voraussetzenden Form
der Sütras oder Lehrsprüche. So bilden z. B. das Grundwerk der Ve-
däntalehre die 555 Sütras des Vedänta, d. h. 555 kurze, abgerissene, meist
nur aus zwei oder drei Worten bestehende Aussprüche, welche dazu in
der Regel nicht einmal die Schlagworte des Systems enthalten, sondern
bloße Stichworte zur Stütze des Gedächtnisses, daher sie auch fast unverständlich
sein würden ohne die zugefügten Kommentare, deren mehrere
vorhanden sind. In ähnlicher Weise sind die meisten anderen Systeme
überliefert.

Als weitere Quellen der indischen Geheimlehre kommen noch verschiedene
Werke in Poesie und Prosa in Betracht, Abschnitte des großen
Epos Mahäbhäratäm, philosophische Dramen u. s. w.

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