Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 276
(PDF, 135 MB)
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müssen vor allem dieses System der vedäntistischen aus den Upanischaden
. geschöpften Geheimlehre berücksichtigen, weil es das ist, das Schopenhauer
am besten gekannt hat.

Neben den erwähnten sechs orthodoxen Systemen steht eine Anzahl
heterodoxer Systeme. Unter diesen kommt als das wichtigste und auch
als das für Schopenhauers Philosophie bedeutungsvollste, der Buddhismus
in betracht. Sein Stifter, ein vornehmer Mann aus dem adeligen
Geschlechte der Sakya, Liddattha mit Namen, wurde um die Mitte des
6. Jahrhunderts geboren, in Kapilavatthu, und starb nicht lange vor oder
nach dem Jahre 480 vor Chr.*)

Die Buddhisten haben nun ihren Kanon heiliger Bücher, aus dem
die ursprüngliche, reine Gestalt ihrer Lehre zu schöpfen ist. Zu den
buddhistischen Schriften im weiteren Sinne gehört auch die „Geheirnlehre*'
von H. P. Blavatsky, die einem der ältesten Manuskripte, dem Buche
Dzyan, d. h. Buch der geistigen Erkenntnis, entnommen ist, in welchem
die Resultate der Forschungen der Adepten zusammengestellt sind, und
dessen Original sich im Besitze der „Meister der Weisheit** in Tibet befindet
. —

Der Vedänta und der Buddhismus zeigen jedoch gewisse Verschiedenheiten
. Der Hauptunterschied zwischen beiden liegt darin, daß
der Vedänta als Dogmatik des Brahmanismus enge an den Veda oder
eigentlich die Upanischaden sich anschließt, während der Buddhismus **)
und seine Geheimlehre eigene Wege geht.

Die okkulte Wissenschaft ist eben keine bloße Gedächtnissache,
sondern vielmehr ein Resultat der eigenen geistigen Ernährung und des
eigenen geistigen Wachstums, und den Beweis für die Wahrheit dieser
Behauptung kann jeder darin finden, daß ihm beim wiederholten aufmerksamen
Lesen der Schriften der Weisen immer wieder neue Tatsachen
klar werden, die ihm am Anfange entgingen oder unverständlich schienen.

Im Vedäntasystem spielen die Begriffe von mäyä, des Brahman
und der Identität die Hauptrolle; der Buddhismus aber drängt einen
anderen Gedanken in den Vordergrund, den der Vedänta nur streift, den
Gedanken vom Leiden. So wird, um einen philosophischen Terminus
zu gebrauchen, der Pessimismus eine besondere Domäne der Religion
Buddhas.

Überhaupt ist der Buddhismus mehr Religion, der Vedänta mehr
Philosophie. Ersterer richtet sein Augenmerk vornehmlich auf ethische
Fragen, der letztere ebenso auf metaphysische. Ersterer ist mehr praktisch,
der letztere mehr theoretisch.

•) Oldenberg: Buddha. Erster Abschnitt: Buddhas Leben, p. 74 ff. Wir geben
die buddhistischen Termine und Namen nach Oidenberg im Päli, in welcher Sprache
die den älteren Buddhismus» am treuesten bewahrenden ceylonesischen Texte abgefaßt
sind.

**) Bodh ist „das Licht des göttlichen Geistes *


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