Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 277
(PDF, 135 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0280
— 277 —

Wir begnügen uns hier mit dieser allgemeinen Andeutung, da diese
Verschiedenheiten zwischen Vedänta und Buddhismus erst im weiteren
Verlaufe unserer Untersuchung deutlicher hervortreten werden.

IV. Verhältnis der Philosophie Schopenhauers
zur indischen Weltanschauung im Hllgcmeinen.

Es mag wahr sein, was Kant in der Vorrede zur „Prolegomena zu
einer jeden künftigen Metaphysik" sagt: „Da der menschliche Verstand
über unzählige Gegenstände viele Jahrhunderte hindurch auf mancherlei
Weise geschwärmt hat, so kann es nicht leicht fehlen, daß nicht zu jedem
Neuen etwas Altes gefunden werden sollte, was damit einige Ähnlichkeit
hätte", und Schopenhauer*) selbst sagt: „Im Allgemeinen haben die
Weisen aller Zeiten immer dasselbe gesagt."

Es könnte daher den Anschein haben, als hätte es keinen großen
Wert, in dem Neuen Schopenhauers die Ähnlichkeit mit dem Alten der
indischen Lehre nachzuweisen.

Einmal aber liegt in diesem Falle mehr als bloße Ähnlichkeit vor:
wir haben hier eben Identität zu konstatieren. Ferner ist es doch gewiß
von großem Interesse, zu sehen, wie dieselben Gedanken sich in verschiedenen
Gewändern ausnehmen, ihrer verschiedenen Begründung nachzugehen
, und die verschiedene Tragweite auszumessen, die der, der sie
dachte, ihnen beilegte.

Endlich eröffnet eine solche Unternehmung gewisse Tiefblicke, in
wie weit solche Gedanken in dem menschlichen Denken, in der menschlichen
Natur überhaupt begründet sind. Und dies ist ein Argument
ganz im Sinne Schopenhauers. **) —

Wir haben schon enwähnt, daß diejenigen Lehren, die sowohl in
der Philosophie des Altertums, als auch im Christentum uns indisches
Gepräge und indischen Einfluß zeigten, namentlich Mystik und Asketik
seien, von denen erstere mehr brahmanisch-vedäntistisehen, letztere mehr
buddhistischen Ursprungs ist.

Daß diese beiden Elemente auch in der Philosophie Schopenhauers
auftreten, ist bekannt.

Übrigens ist auch im Allgemeinen als richtig zu bezeichnen, was
Schopenhauer selbst sagt:***) „Quietismus, d. h. Aufgeben alles Woilens,
Askesis, d. i. absichtliche Ertötung des Eigenwillens, und Mystizismus,
d. i. Bewußtsein der Identität seines eigenen Wesens mit dem
aller Dinge, oder dem Kern der Welt, stehen in genauester Verbindung,
sodaß, wer sich zu einem derselben bekennt, allmählich auch zur Annahme
der anderen, selbst gegen seinen Vorsatz, geleitet wird."

So wollen wir zunächst darstellen, wie jene Trinitas sich bei Schopenhauer
in genaue Beziehung zu derjenigen in der indischen Lehre setzt,

*) Ed. Frauenstädt, Parerga I, p. 332.

*•) Vgl. Ed. Frauenstädt W. a. W. u V. 1. p. 460.

**♦) Vgl. Ed. Frauenstädt W. a. W. u. V. II. p. 704.

ZentralbUtt für Okkultismus. 18


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0280