Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 279
(PDF, 135 MB)
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stehenden, zugleich aber auch eine Neubegründung auftritt, die sich bemühte,
dem menschlichen Geiste in wissenschaftlicher, wie in religiöser Hinsicht
die lange gesuchte innere Versöhnung und völlige Befriedigung zu gewähren
. (Fortsetzung folgt.)

11. JffystQc.

Von Dr. WÜh. M. Frankl.

„Die Geister Himmels und der Erde
riefen und schrien: Was ist Gott?
Und eine tiefe Stille antwortete
ihnen."

Gibt es ein unmittelbares Bewußtsein außer dem Empfindungsbewußtsein
und der inneren Wahrnehmung, durch welche wir von unseren
eigenen Gedanken, Wünschen, Gefühlen etc. Kenntnis nehmen? Mit
anderen Worten: gibt es ein mystisches Bewußtsein? ') Darüber wage
ich kein Urteil zu fällen: es ist ja möglich, daß sich die Mystiker in der
Deutung ihres Innenlebens getäuscht haben, möglich auch, daß es nicht
der Fall war. Tatsache aber ist, daß sich die Aussprüche der Mystiker
unter Voraussetzung einer solchen Annahme am leichtesten interpretieren
lassen.

Wie wäre aber ein solches Bewußtsein, seine Möglichkeit zugegeben,
aufzufassen ?

Im Upnekhat heißt es: „Atma hat die Sinne der Menschen nach
außen gewendet, nur mit der Gnade Gottes vermag der Sterbende, das
Auge rückwendend (avrittaeakshus)-) Atma zu erkennen".

Dies ist auch, wie *mir scheint, die einzig mögliche Hypothese
darüber: Das mystische Erlebnis 5) besteht in einer Rückwendung ') des
Bewußtseins, aber nicht auf die einzelnen psychischen Tatsachen, sondern
auf dasjenige, dessen Funktion das Bewußtsein selbst ist.

Was aber ist das? Die Inder nennen es Atma das Selbst und verstehen
darunter wie mir scheint, einerseits abstrakt das reine Korrelat
der Identität „das mit sich selbst Identische'- — was natürlich jedem
beliebigen Gegenstande koinzidiert, andererseits und in Zusammenhang
damit etwas, was jeder in völliger Konkretheit als Sich Selbst erfassen
kann.

Das Objekt dieses mystischen Bewußtseins wäre also unvorgreif-
licherweise als „Das Selbst" zu bezeichnen. Als was wird nun aber

J> Dem Turiya, dem vierten Zustande der Inder, der über „Jagrat" Wachen,
„Swapna* Träumen, „Sushupti* Tiefschlaf steht, entsprechend.

*) Zu diesem Ausdruck zieht Deussen „Die Philosophie der Upanischaden"
vergleichend Jakob Böhmes „ungewandtes Auge" bei.

3) Man könnte es auch das religiöse Erlebnis nennen.

4) Vgl. die griechische (itrautkuc und Augustinus Erklärung, daß sie bewirke
„ut animae innotescat, quod latebat et suave fiat, quod non delectabat\

18*


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