Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 289
(PDF, 135 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0292
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Experimente machen sich breit und in weiten Kreisen begegnet man einem mehr
oder minder ausgesprochenen Hang zum Mystizismus. Moll hat sich seit 20 Jahren
mit diesen Dingen streng wissenschaftlich beschäftigt und nie etwas beobachtet
, was nicht durch die allgemein gültigen Naturkräfte zu erklären wäre.
Immerhin mag es noch Kräfte im Weltall geben, die uns in ihrer Wirkung unbekannt
sind. Die Psychologische Gesellschaft hat sich daher die Aufgabe gestellt,
gerade mit Rücksicht auf die Zunahme der okkultistischen Strömung, an der Hand
eines besonderen Fragebogens — der beim Vorsitzenden der Gesellschaft (Kurfürstendamm
45) erhältlich ist — eine Umfrage in den gebildeten Kreisen zu veranstalten
, um ernsthaft festzustellen, ob irgend jemand etwas erlebt hat, was den
Anhängern des Okkultismus oder Aberglaubens recht geben könnte. Das Material,
das auf diese Weise zusammenkommt, soll einer streng wissenschaftlichen Prüfung
und Verarbeitung unterzogen werden. Die Namen der Beteiligten, die im ganzen
acht Fragen zu beantworten haben, werden nur auf besonderen Wunsch genannt
werden. Der Antwortgeber soll angeben, ob ihm aus eigener Erfahrung ein Vorgang
bekannt ist, der durch die allgemein anerkannten Naturgesetze, durch Irrtum
oder Betrug nicht erklärbar erscheint, z. B ein Fall von übersinnlicher Gedankenübertragung
, Wun derheilung (?), Wahrträumen, Hellsehen, Ahnungen, Erscheinungen,
Spuk und sogenannten spiritistischen Phänomenen. Im Fall der Bejahung wird
eine ausführliche Beschreibung des Vorganges und, wenn möglich, ein bestätigender
Bericht von anderer Seite verlangt. Weitere Fragen betreffen die etwa in
Betracht kommenden Fehlerquellen, wie Sinnestäuschungen, Suggestion, Taschenspielerei
usw. Eine Art wissenschaftlicher Unterlage für den von Dr. Moll begründeten
Antrag, eine Umfrage zu veranstalten, gab Dr. R. Hennig in einem inhaltreichen
Vortrage, in welchem er an den verschiedensten Beispielen darlegte, wieweit
es der wissenschaftlichen Forschung bisher gelungen ist, den Okkultismus einzudämmen
. Wesentlich hat dazu die exakte, auf Experimente gestützte Erforschung
der Suggestion und zumal der hypnotischen Suggestion beigetragen. Es
ist lediglich die Kraft der Suggestion, welche manche wundersamen Erfolge ungezwungen
erklärt, die z. B. auf Rechnung des Gesundbetens geschoben werden;
auch idiomotorische, d. h. feinste, zum Teil unwillkürliche Muskelbewegungeu
spielen beim Zustandekommen vieler seltsamer Erscheinungen, wie des Tischrückens
, des Gedankenlesens, eine Rolle. Manches beansprucht ja noch eine
genauere Klarstellung; immerhin aber ist das, was die Forschung noch an
Aufklärung leisten muß, erheblich kleiner, als das, was sie bereits
geleistet hat."

Ein Freund unseres Blattes schreibt uns hierüber: „Mehr Widersinn kann
man nicht gut in einem so kurzen Referat zusammendrängen, wie es hier geschehen
ist. Da wird ohne Weiteres „übernatürlich" und „übersinnlich* identifiziert
und diese Gleichstellung dem Okkultismus untergeschoben, der doch gerade die
«Übernatürlichkeit" ablehnt und schon tausendfach bewiesen hat und immer
noch beweist, daß nur Übersinnlichkeit seinen Erscheinungen die Eroberung
des allgemeinen Anerkenntnisses erschwert. Herr Moll behauptet, sich seit mehr
als 20 (ahren „streng wissenschaftlich" mit diesen Dingen beschäftigt zu haben.
Was versteht denn der Herr unter „streng wissenschaftlich"? Dazu gehört doch
vor allen Dingen Voraussetzungslosigkeit und Vorurteilslosigkeit. Herr Moll tritt
aber an „diese Dinge" mit dem Vorurteil, daß sie auf Betrug, Unsinn, falscher Beobachtung
usw. beruhen, heran. Das und nur das wollte und will er feststellen.
Ergo — stellt er es fest und hat bei seinen früher begangenen sogenannten Entlarvungen
von Medien gezeigt, daß ihn Voraussetzungslosigkeit und Vorurteilslosigkeit
— die Kennzeichen wahrer Wissenschaftlichkeit — verteufelt wenig kümmern.
Daher hat er denn auch „nie etwas beobachtet, was nicht durch die allgemein
giltigen" — es soll doch wohl heißen: bisher bekannten — „Naturkräfte zu


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