Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 303
(PDF, 135 MB)
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303 -

räume abnorm sich erfüllt, der Egoismus krankhaft vorwaltet über den
Altruismus, und damit die Teilung der Arbeit, anstatt das religiöse Gefühl
zu fördern, demselben Abbruch verursacht. Egoismus als krankhafte
Steigerung und in weiterer Folge als Ausartung des Triebes der Selbsterhaltung
, ist jeder Zeit die größte Gefahr für alle Wesen, welche das
Unglück haben, mittelbar oder unmittelbar in dessen Bereich zu kommen,
demselben als Leibeigene oder Sklaven Untertan zu werden. Altruismus
ist jederzeit mit dem normalen Trieb der Selbsterhaltung vereinbar, und
in dieser Vereinigung liegt eine der Bürgschaften der Glückseligkeit.
Die Steigerung des Triebes der Selbsterhaltung zur Selbstsucht oder
gemeinen Egoismus löscht den Altruismus aus und macht die Glückseligkeit
unmöglich. Ohne diese kann kein Wesen seine Aufgabe erfüllen,
seine Ziele erreichen, demnach auch nicht das Seinige dazu beitragen,
daß der Weltenplan regelrecht sich vollziehe. Also stört der Egoismus
und ganz besonders als System die Weltordnung, somit auch die normale
Ausführung des Weltenplans; dadurch sinken die Wesen in Entartung,
geberden sich toll oder blödsinnig, und bauen elende Systeme, welche
der nächste leise Wind wie Kartenhäuser umweht und schmieden Ketten,
welche die Freiheit der Seele für Jahrtausende hemmen. Das Emporkommen
des Altruismus aber bewirkt eine normale Vollziehung der Weltordnung
und fördert dadurch auch jene der mechanischen, da beide
in einandergreifen. Die Herrschaft der edlen Gefühle und würdigen
Handlungen machen die Teilung der Arbeit segensreich, indem sie
dieselbe zum größten Nutzen werden lassen für das Dasein und die
Veredlung der Geschöpfe. Im System des egoistischen tantum quantum
entspringen aus der Teilung der Arbeit unend lich mehr Übel als moralische
und wirkliche materielle Vonteile; ein System der altruistischen Gegenseitigkeit
wird die Teilung der Arbeit, durch edle Gefühle und liebenswürdige
Handlungen begeistigt, zum Quell moralischer und wirklicher
materieller Vorteile machen und macht jede Steigerung des Triebes der
Selbsterhaltung, ja schon jede besondere Anmeldung desselben vollkommen
überflüssig.

Die Tatsache, daß in der Entwicklungsgeschichte der Wesen
der Egoismus eine höchst bedeutende Rolle spielt, kann nicht dazu
bestimmen, den Kampf wider die Selbstsucht zu unterlassen, denn diese
Rolle war unendlich häufiger böse und verhängnisvoll als indifferent
und kaum jemals leidlich. Da, zur Herrschaft gelangend, der Egoismus
überall den größten Schaden verursacht, tauchten jederzeit und überall
Umformer und Neugestalter von den Religionen auf, neue Religionen
kamen empor, und alte, durch weltliche und pfäffische Politik verdorben,
wurden vernichtet. Diese letzteren waren vom Krebsgeschwüre des Egoismus
zerfressen, darum mußten sie untergehen. Die Erfahrung lehrt,
daß überall die Aufwallung des Egoismus den Anfang des Untergangs
bedeute. (Fortsetzung folgt.)


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