Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 308
(PDF, 135 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0311
— 30S —

und Schaffen war. In der Literatur erscheinen Neuausgaben halb vergessen
gewesener und beiseite gestellter Größen der griechischen Kultur,
wie aus der mittelalterlichen Mystik und Renaissance.

Wo aber.wären diese Wandlungen, diese Versuche zu vertiefter
Lebensauffassung ersichtlicher, als im neuzeitlichen Okkultismus?

Größer und weittragender wohl als die noch vor wenigen Jahrzehnten
kaum geahnten Erfolge der modernen Technik sind die Offenbarungen,
welche die im vergangenen Jahrhundert durch die orientalischen Sprach-
und Religionsforschungen der Allgemeinheit zugängig gewordenen, seit
Jahrtausenden nur Eingeweihten und Bevorzugten bekannt gewesenen
Geheimlehren der abendländischen Menschheit gebracht haben. Diese
Lehren bedeuten eine Erweiterung der menschlichen Bewußtseinssphäre,
wie sie die Vergangenheit nie gekannt hat. So ist es begreiflich, wenn
in der Gegenwart der Blick über die klassischen Stätten antiker Kunst
und Philosophie hinaus zum wunderreichen Orient schweift, der durch
die neuzeitlichen Verkehrsmittel der abendländischen Menschheit um
vieles näher gerückt ist.

Kaum jemals in der Geschichte der Menschheit sind die esoterischen
Lehren, die Geheimnisse der Magie und Mystik so breiten und wenig
reifen Massen überliefert und offenbar geworden. Nun scharen sich die
Neugierigen, Gläubige und Ungläubige, Müßige und Gewinnsuchende um
das neue Wunder.

Aber wie wenige mögen es sein, die wie St. Georg den Kampf
wagen. Die Vielzuvielen bringen es oft genug nur bis zu Äußerlichkeiten
in der viel gerühmten Mystik. Gewisse Kniffe und Fertigkeiten sind
noch nicht die Wege zu den höchsten Zielen. Zu einem vertieften Eindringen
gehört Berufung und eine innerliche Reife, ein sechster Sinn.
Das ist's, was zu allen Zeiten das innerste und geheimste der Mystik
nur Eingeweihten und Berufenen offenbar werden ließ. Wenn jetzt alle
Welt, die ein Interesse hat, den Weg erfahren kann, der zu den großen
Mysterien führt, so bleibt heute wie immer einst, das Betreten dieses
Weges nicht dem individuellen Belieben anheim gestellt, denn von einer
Willensfreiheit mag doch nur im transzendentalen Sinne geredet werden.
— In der okkultistischen Literatur finden sich manche Bücher, die mit
Gold aufzuwiegen wären. Aber sie sind für so viele fast nutzlos. Warum ?
Das wird jeder sagen können, der solche Schriften in Händen gehabt
hat. Was z. B. nützt es einem Individuum, das vor allem Geld machen
will, um zu genießen, wenn in irgend einem populären Werke über den
Weg zum Erfolg geschrieben steht, daß etwa Selbstbeherrschung und
andere Tugenden notwendige, erst zu erwerbende Voraussetzung seien,
um auf diesem abgelegenen Wege zu reüssieren? Diesen Preis will,
nein,'kann nicht jeder bezahlen. Zumeist läßt schon die Charakteranlage
irgend welche Emanzipation vom persönlichen Ego und seinen
Gewohnheiten gar nicht zu.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0311