Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 326
(PDF, 135 MB)
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Ja, worin aber bestanden jene göttlichen Wahrheiten? Sie bestanden
in denselben Ideen, die immer und ewig und überall da, wo göttlicher
Einfluß sich im Menschenherzen geltend macht, in übereinstimmender
Weise zur inneren Erkenntnis kommen und auf wunderbare Weise auch
oft den widerstrebenden Geistern offenbart werden.

Wir kommen hier freilich an einen Punkt, wo der moderne Rationalismus
das Seinige getan hat, die richtige Erkenntnis der Wahrheit zu verdunkeln
. Nach ihm gibt es ja keine Offenbarung; und doch ist diese
in den verschiedensten Formen unzweifelhaft vorhanden. Über diese
Frage hat neuerdings in vorzüglicher Weise Georg Sulzer in seinem
Buche „Die Bedeutung der Wissenschaft vom Übersinnlichen für Bibel
und Christentum0 gehandelt, welcher nachweist, daß es nicht bloß zu
bestimmten Zeiten eine göttliche Inspiration oder Prophetie gegeben
hat, sondern daß dieselbe sich oft und an den verschiedensten Orten
nachweisen läßt und daß der Inhalt mit der Zeit zu immer größerer
Bestimmtheit und Vollkommenheit sich ausgestaltet.

Nehmen wir dies als Tatsache an, dann werden wir auch zugeben
können, daß das Urvolk der Indogermanen seine religiösen Anschauungen
nicht bloß aus Träumen und Phantasien, nicht aus Angst- und Furchtgefühlen
gebildet hat, sondern daß es diese erhielt als eine innere Erkenntnis
, eine innere Überzeugung, die bestätigt worden sein kann durch
alle möglichen Arten übersinnlicher Phänomene, wie sie uns heut als
Belege der modernen okkultistischen Lehre erscheinen. Nur die Unkenntnis
dieses Gebietes seitens der Forscher der Urreligionsgeschichte
hat es bisher verhindert, zu einer klaren Erkenntnis darüber zu gelangen.
Eines aber haben sie doch erkannt, nämlich daß nicht die Furcht vor
einem vielgestaltigen Götterhimmel alle alten Völker durchdrang, sondern
ein tiefer innerer Glaube an ein Weiterleben der menschlichen Seele
und an die Vergeltung nach dem Tode, an das Bestehen einer Geisterwelt
, die sich manchmal dem irdischen Auge offenbart, ein Glaube an
die Macht des Gebetes und an die Einwirkung der abgeschiedenen
Geister auf die Menschen, im besonderen an die Schutzgeister, sowie
endlich die Uberzeugung von einer Beseelung der gesamten Natur.

Und sollen das etwa alles Irrtümer gewesen sein, die in den eigenen
Köpfen der Urvölker entstanden sind? Ist das Alles wirklich nur ein
Aberglaube, dem heute nur die Wilden und die Mystiker und Okkulten
huldigen? Oder beweist nicht vielmehr gerade der Consensus, die
Übereinstimmung aller Naturvölker, die von der modernen Kultur noch
nicht beleckt sind, daß wir gerade darin die Wahrheit dieser Anschauungen
zu erkennen haben?

Doch wir wollen versuchen nachzuweisen, daß alle diese Anschauungen
den alten Völkern gemeinsam waren, und daß sie den
Hauptinhalt der religiösen Vorstellungen bei Griechen wie Germanen, bei
Kelten wie Indern und Persern bildeten. (Fortsetzung folgt.)


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