Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 346
(PDF, 135 MB)
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Selbstsucht wesentlich durchaus verschieden sein. Wohin kämen die
Kreaturen, wenn sie bei der Betätigung des Triebes der Selbsterhaltung
der Religion, des Altruismus ermangelten? Auch die vernünftigste und
energischeste Arbeit könnte ihnen nicht das Fehlen beider ersetzen.

Es müßte ohne jenes spontane Mitgefühl, das heilsame Gegengewicht
jeder Art von Selbsueht, eine Teilung der Arbeit geradezu zur Qual der
Hölle werden. Dem trägt sich wirklich so zu, wenn aus den Gesetzen
und dem Verkehr das Wohlwollen schwindet. Ganz und gar verliert die
Teilung der Arbeit ihren humanen, ihren ethischen Charakter, hört
völlig auf, Güter wahrer und innerer Gesittung hervorzubringen, Zivilisation
überhaupt zu fördern, wenn das Element der Sympathie als
Grundlage und Begeisterung gewichen ist; unter solchen Umständen
wirkt die Teilung der Arbeit entschieden zerstörend.

Geht die Teilung der Arbeit allzusehr in das Große, wie solches
durch das naturwidrige egoistische System der Wirtschaft und Gesellschaft
verschuldet wird, und wird Altruismus fortschreitend durch Egoismus
aus den Gemütern verdrängt, so wird alle Differenzierung schon
durch ihre große Einseitigkeit krankhaft und die tätigen Individuen
müssen entarten. Im Fortschritt der Degeneration verlieren dieselben
immer mehr von ihren angeborenen, religiösen Gefühlen und werden
einander gegenseitig immer mehr fremd. Im Kampfe um das materielle
Sein, innerhalb eines nur die Selbstsucht atmenden und herausfordernden,
wie auch züchtenden Systems der Arbeit und des Zusammenlebens,
wird das spontane Mitgefühl durch egoistische Berechnung in den
Hintergrund gedrängt und in seinem Einfluß auf normale Ausgestaltung
der Individuen und Staatsgesellschaften gehemmt. Doch, dergleichen
entsetzliche Abnormitäten dauern nicht ewig. Und dies gewährt Trost.

Ist das Gleichgewicht allzusehr verrückt, so treten notwendige
Krisen ein, welche auf Wiederherstellung normaler Zustände abzielen,
in ihrem Erfolg jedoch nicht vorher berechnet werden können, da sehr
viele Momente verschiedenster Art zusammenfließen. Öfters entscheidet
sich eine solche Krisis vorteilhaft und plötzlich so, daß es den Anschein
hat, als ob ein unmittelbares Eingreifen Gottes stattgefunden habe. Es
sind hierauf schon viele Hypothesen und Theorien gemacht worden,
aber ebenso geräuschlos verschwunden, wie selbe geräuschvoll auftraten.
Man kann aussprechen, das Heilbestreben der Natur trage wesentlich
dazu bei, jenes gestörte Gleichgewicht wieder normal zu machen. Da
das Heilbestreben der Natur unmittelbar das magische und plastische
Wollen der Seele ist, und jene Zustände ganz allein das Individuum betreffen
, so ist es höchst wahrscheinlich, daß die Wiederherstellung der
normalen Zustände zuerst und zuletzt aus einer Reihe psychologischer
und biologischer Vorgänge bestehe, zuweilen unmittelbar beeinflußt durch
die Weltregierung Gottes. Doch das alles kann nur vermutet, nicht unmittelbar
bewiesen werden, obgleich es den Schein der Wahrheit auf


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