Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 352
(PDF, 135 MB)
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4. ]äüisck Joystik.

Von Walter Schöne.
(Fortsetzung/)

Das Alter der Jüdischen Mystik ist nicht mehr nachweisbar. In
den schriftlichen Traditionen wird es bis in die ältesten Zeiten, bis auf
Moses und Adam, zurückdatiert. Ebenso schwer lassen sich die ersten
Einflüsse bestimmen, die auf die Lehrentwickelung eingewirkt haben.
Persische, spätgriechische und albigensische Einflüsse sind nachweisbar.
Als die ältesten Vertreter der Kabbalah gelten drei Talrnudisten, Rabbi
Nechunja ben Hakana, Rabbi Ismael ben Elisa und Rabbi Simeon ben
Jochai, der berühmte angebliche Verfasser des kabbalistischen Hauptwerkes
, des rSohar". Alle drei lebten in den beiden ersten nachchristlichen
Jahrhunderten. Die Zeit der eigentlichen Entwickelung der Kabba-
listik aber liegt zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert. Noch später blieb
die Beschäftigung mit dieser umfangreich gewordenen Literatur auf
engere Kreise beschränkt, da die neoplatonischen Theorien wenig geeignet
waren, die größere Menge zu fesseln. Eine orthodoxe und eine
rationalistische Richtung bestanden später nebeneinander. Im weiteren
Verlaufe waren es oft genug tragische äußere Schicksale, die auf die
Entwickelung der jüdischen Mystik Einfluß gewannen und neues Leben
zeugten. Neben der Erfindung der Buchdruckerkunst brachte die Vertreibung
der Juden aus Spanien gegen Ende des 15. Jahrhunderts der
Kabbalisiik weite Verbreitung. Das dunkle Verhängnis der ins Exil Gestoßenen
rief mit erneuter Sehnsucht den alten messianischen Erlösungstraum
herauf. So begann mit dem 16. Jahrhundert die reifste Zeit der
Kabbalistik. Die Ausgestaltung der Buchstabenmystik und anderer
magischer Theorien fällt in diese Periode. Wie von jeher in der christlichen
Lehrentwickelung, machte sich auch hier neben einer systematischspekulativen
eine asketisch-schwärmerische Richtung bemerkbar. Diese
fand in Isaak Lurja (1534—72), der wohl als Mystiker im eigentlichen
Sinne angesprochen werden darf, ihren hervorragendsten Vertreter. Er
vertrat die viel später wieder anklingende Idee, daß jeder berufen sei,
durch ethisch-ekstatische Übungen, insbesondere Gedankenkonzentration
und Rezitieren kabbalistischer Formeln, an seiner eigenen Vervollkommnung
und zugleich an der Erlösung der Welt mitzuwirken. Von ihm
wurde die schon im „Soharu festgelegte Seelenwanderungslehre weiter
ausgestaltet.

Die Kabbalah kennt zwei Formen der Metempsychose, den Kreis-

* * * _

gang (Gilgul) und den Uberschwang (Ibbur). Das erstere bedeutet das
Eintreten der Seele in den menschlichen Körper bei der Zeugung oder
Geburt. Das andere bezieht sich auf das zeitweise Eintreten einer
körperlosen Seele in den Leib des beseelten Menschen zu irgend welchem
Zwecke. Der gleiche Gedanke liegt der indischen Auffassung von den


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