Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 362
(PDF, 135 MB)
Bibliographische Information
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— 362 -

Nietzsche hatte die Sonne in der Wage im letzten Dekan; die
Wage deutet vor allen Dingen die Liebe zu Kunst und Musik an, unterstützt
durch eine große Sensitivität. Solche Wagemenschen lieben sehr
eine harmonische Umgebung und sowohl das innere wie äußere Gleichgewicht
; wehe ihnen, wenn sie dies verlieren, sie werden melancholisch
und verdrießlich. Sie haben ein außerordentich klares Urteil und Unterscheidungsvermögen
, doch gehen sie mehr auf die Intuition als auf den
Intellekt und lehnen sich mehr an die praktische Seite des Lebens an.
Nietzsche war von Kind auf tatsächlich ein großer Liebhaber von Musik
und Dichtung. Seine ganze Philosophie ist eine Philosophie der Kunst
des Lebens (siehe Dr. Steiner: Nietzsche, ein Kämpfer gegen seine Zeit).
Er verpönte unsere heutige Philosophie, die nur darnach fragt, ob etwas
logisch sei und die nur darauf fußt, daß alles Seiende denkbar gemacht
werden müsse. Lieber vertritt er das scheinbar Unlogische oder gar
zeitweise Böse um den Forderungen der Lebenspraxis und der Entwickelung
nicht zu widersprechen. Nietzsche muß durch seine Wagegeburt auch
eine Art intuitives Hellsehen gehabt haben, ohne es zu wissen; aber =^
bringt auch, besonders der 3. Dekan, in welchem Nietzsche geboren war,
zu festen Glauben an die Materie, als das Wesentliche; das trug zu
dieser großen Zwietracht in seiner Natur viel bei. Er kämpfte gegen
alles Unvollkommene und zuletzt gegen sich selbst. Der 3. Dekan der
Wage gibt wenig Versöhnlichkeit. Aus der Mondstellung im Schützen
geht hervor, daß Nietzsche im Grunde seiner Seele tief religiös war, er
kann unmöglich im Wresen antireligiös gewesen sein, ja gerade aus tiefer
Religion kämpfte er gegen die Religion, nämlich gegen die von der
menschlichen Selbstsucht diktierte. Eine äußerst feinfühlende Natur, die
die größten Rücksichten übt, er kämpft nicht gegen Menschen oder
Einzelwesen, dazu ist er zu groß, zu genial, er kämpft für die Wahrheit
, er kämpft kühn gegen alles dogmatische, „allzu menschliche", sei
es nun in Philosophie, Wissenschaft oder Religion. und -/ ist eine
sehr günstige Kombination. Sie erzeugt eine Opferwilligkeit für Wahrheit
, und eine feinfühlige Rücksicht, die sich steigert bis zur höchsten
Selbstverleugnung. Da kann jene Objektivität sich selbst gegenüber
entstehen, die Nietzsche inne hatte. Er lebte ganz außer sich selbst,
verwirklichte so in seinem Bewußtsein das höchste Maß der Bescheidenheit
. Ja, er war bescheiden bis zur Einsamkeit (3) □ ?, 9 im Fall),
dies spricht für Verachtung, Spott, Verbannung.

So bildete sich jener Zustand der Vereinsamung heraus, in dem
ihn selbst seine besten Freunde verließen. Zwei von seinen Freunden
dürften es in hervorragender Weise gewesen sein, die ihn enttäuschten.
Wie empfindlich das für einen Wagemenschen ist, kann nur der Astrolog
begreifen, der die Beschaffenheit der Seelen kennt nach dem Vorbild
der Himmelszeichen. Diesen Zwiespalt Nietzsches mit seiner Zeit deuten
an die 2 Kampfesplaneten Mars und Merkur im 10. Haus, deren Wirkung


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