Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 366
(PDF, 135 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0369
— 36b —

So erreichte die Philosophie der Griechen ihren Höhepunkt durch
die parmenideisch-piatonische Lehre, daß diese ganze Welt des Werdens
ein bloßer Schein, wie Parmenides sagt, oder eine Welt der Schatten
ist, wie Piaton lehrt, und beide Philosophen sind bemüht, durch diese
Scheinwelt hindurch die wahre Wesenheit der Dinge 16 ov. 70 ovnooov
(to on, to ontoson) zu ergreifen, was Piaton in einem an die Upanischad-
lehre wie an die kantische Terminologie erinnernden Ausdruck als das
avfo (ätman) xoA)' uho (,an sich") [auto (ätma) kath' hauto („an sich"))
bezeichnet.

Viel später ist dieser Gedanke wiederum ergriffen worden in der
von Kant begründeten Philosophie, welche ihren großen Fortsetzer und
Vollender in Schopenhauer gefunden hat. Hier haben wir es aber vor
allem mit den Upanischaden zu tun, und wir glauben die welthistorische
Bedeutung dieser Urkunden und der auf ihnen gedanklich basierenden
Geheimlehre nicht in ein helleres Licht setzen zu können, als indem
wir zeigen, wie der eigentliche, tiefste Grundgedanke des Piatonismus
und des Kantianismus auch schon der Grundgedanke der Upanischaden ist.

Die Dinge, welche sich um uns her im unendlichen Räume nach
allen Seiten ausbreiten, und zu denen wir, vermöge unserer Leiblichkeit,
selbst gehören, sind nach Kant nicht die Dinge an sich, sondern nur
Erscheinungen, sie sind nach Piaton nicht die wahren Wesenheiten,
sondern die bloßen Schatten derselben, und sie sind nach den Upanischaden
nicht der ätman, das wirkliche Selbst der Dinge, sondern eine
bloße Mäyä, das heißt, ein bloßes Blendwerk, eine Illusion. Allerdings
kommt dieser Ausdruck Mäyä erst in einer der späteren Upanischaden
vor; daher von solchen, welche nicht imstande sind, dieselbe
Sache, wo sie in andere Worte gekleidet erscheint, wiederzuerkennen
, die Behauptung aufgestellt worden ist, der Begriff von Mäyä
sei den älteren Upanischads noch unbekannt.

(Fortsetzung toltft.)

8. Der Spiritualismus, die Urreligton 9er Jnöogermanen.

Von Prof, Dr. A. Claus in Magdeburg.

(Fortsetzung.)

Zunächst der Glaube an ein Weiterleben der Seele nach dem Tode;
er wird bezeugt vor allem durch den Totenkult, der bei allen alten
Völkern gefunden wird. Die älteste Sitte war dieselbe, die auch heute
noch bei uns die gebräuchlichste ist, nämlich den Leichnam in die Erde
zu bestatten. Ägypten, Mykena, die Hünengräber (d. h. Riesengräber)
bezeugen es, und den Königen und Fürsten baute man gewaltige Grabhügel
. Oft wurden die Leichname in hockender Stellung beigesetzt,
Geräte, Waffen wurden ihnen beigegeben, wie wenn es zu einer Reise
ginge; so wie heut noch die Juden, pflegten auch die Griechen dem


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