Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 380
(PDF, 135 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0383
— 380 —

bejahrte, so doch noch kraftstrotzende Ritter, als welcher er ausgezogen
war, sondern als ein gebrochener, hilfloser Mann. Eine schwere Wunde
am Bein, die trotz des Magisters Wissenschaft nicht verheilen wollte,
zwang ihn auf das Krankenlager.

Mit der Gräfin war scheinbar ebenfalls eine Veränderung vorgegangen
. Das stolze, hochmütige Weib hatte sich in eine demütige,
geduldige Krankenpflegerin verwandelt, die die Launen und Zornesausbrüche
ihres schmerzgeplagten Herrn ruhig hinnahm und mit verdoppelter
Fürsorge und Zärtlichkeit vergalt. Nur wenn der Magister zu seinem
Patienten kam, was des Tages wohl mehreremale geschah, da wich sie,
ohne denselben nur eines Blickes zu würdigen, vom Krankenbette und
eilte hastig aus der Stube. Vom Grafen befragt, warum sie sich dem
Magister gegenüber so ablehnend verhalte, brach sie in Tränen aus,
umschlang ihren Gemahl und beschwor ihn, sich in eine andere Pflege
zu geben, denn ihr ahne nichts Gutes, der Magister wäre ein Charlatan,
der nicht viel verstünde, denn die Wunde müßte doch schon längst
genesen sein. Da der Graf hartnäckig Widerstand leistete, so gab sie
für den Augenblick nach, wußte aber bei jeder Gelegenheit so geschickt
gegen den Magister zu eifern, daß in dem Grafen schließlich doch Bedenken
rege wurden und er anfing seinem getreuen Medikus seine
Unzufriedenheit zu zeigen. Zugleich aber verstand es die Gräfin, auch
unter die Umgebung des Grafen die Saat des Mißtrauens zu streuen,
so daß man sich bald verschiedene Gerüchte ins Ohr raunte, nach
welchen es mit dem Grafen sehr schlecht stünde, woran einzig nur der
Magister schuldtragend sei. Ja, man wagte es schließlich sogar, von geheimen
schwarzen Künsten zu flüstern, durch welche der Graf ein Opfer
des Magisters werden sollte, der dadurch irgend einen Vorteil für sich
erhoffte; vielleicht hatte er es gar auf die Gräfin abgesehen, wenn sie
zur Witwe gemacht worden wäre, denn jetzt erinnerte man sich mit
einem Male, daß der Magister während des Grafen Abwesenheit so viel
mit der Gräfin zusammen war. Die beiden anderen Feinde des Astrologen
, der Neffe des Grafen und der Kanzler, durchschauten das Spiel
der Gräfin. Sie nützten die Situation weidlich aus und gaben den Gerüchten
durch erlogene Andeutungen größere Bestimmtheit. Sie warteten
nur darauf, unterstützt von der schadenfrohen Menge, gegen den Magister
einen verderbenbringenden Schlag zu führen. Aber der hatte keine
Ahnung, welch ein Netz sich um sein Haupt zusammenziehen wollte,
um ihn zu erwürgen.

Des Magisters Leben hatte nun einen reichen Inhalt gewonnen,
denn der Knabe, den er unter so eigenartigen Umständen aufgefunden
und zu eigen angenommen hatte, war ihm inzwischen zum Schüler,
Sohn und Freund ^geworden, der ihm immer mehr ans Herz wuchs.
Auch der Knabe — nachdem er seine anfängliche Schüchternheit überwunden
und sich in die fremden Verhältnisse hineingefunden hatte —


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0383