Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 402
(PDF, 135 MB)
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heimnisvolle Buchstabenzusammenstellungen, magische Wunder wirkte
und höhere Kräfte sich dienstbar machte.

In der jüdischen Magie gilt der Gottesname als Symbol und Offenbarung
göttlichen Wesens. Schon in der indischen Mystik war Verständnis
für das Wesen des Wortes vorhanden. In den Vokalen sah man den
Ausdruck und geistigen Sinn des Wortes. Daß die Anwendung des
göttlichen Namens in der Erkenntnis seines Wesens übersinnliche, magische
Kräfte auslöst, hat die jüdische Mystik keineswegs erst entdeckt. Auch
primitivere Völker wissen von Segen, Fluch und Beschwörung im Namen
der Gottheit und glauben an solcher Worte Wirkung. Das Werk der
Kabbalisten war, das durch die Erfahrung erworbene und erprobte Wissen
in allgemeine und mathematische Formeln zu bringen und rationell anzuwenden
. Natürlich war der heilige Gottesname nicht die einzige Möglichkeit
magischer Kräftewirkung, die übrigens nicht als gefahrlos galt.
Viele in den biblischen Schriften erzählte Wunder werden der Anwendung
des Gottesnamens zugeschrieben. Durch Aussprechen des „Schern"
wurden Kranke geheilt und Geister gebannt. Die jüdische Literatur weist
von Totenbelebungen, Tötungen, körperlichen Verwandlungen, Aufhebung
der Schwerkraft (Levitation), Verzauberungen, Erschaffung lebendiger
WTesen und anderen Wirkungen magischer Kräfte zu berichten, die sonst
nur im Repertoire orientalischer Märchenphantasten vorkommen.

Die Wirkung gesprochener heiliger Worte und Formeln gilt als eine
positiv-produktive und zeitliche, während anderen magischen Mitteln»
insbesondere den Amuletten, negativ-abwehrende Eigenschaften, eine
dauernde, jedoch schwächere Wirkung innewohnen soll.

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Uber die Wertung solcher Wfunder werden die Meinungen zumeist
geteilt sein. Einiges kann als Tatsache angenommen werden, anderes
wird als Suggestivwirkung oder Übertreibung aufzufassen sein.

Anders verhält es sich mit der Astrologie, Chiromantie und Physio-
nomik, die neben anderen magischen Fähigkeiten, wie dem Entdecken
von Schätzen und Quellen etc., ebenfalls noch in das Gebiet der kabbalistischen
Magie gehören. Daß diese Lehren und Systeme, der Ausfluß
eines idealistischen Monismus, einen nicht zu unterschätzenden praktischen
Wert besitzen und mehr bedeuten, als einen kulturhistorischen,
interessanten Studiengegenstand, wird erst die Zukunft noch zeigen.

Das Arbeitsgebiet des neuzeitlichen Okkultismus wird es sein, die
Beobachtungen und Tatsachen auf dem Gebiete der Chiromantie und
Physiognomik nebst ihren Zweigen zu untersuchen und zu erklären. In
der wissenschaftlich-mathematischen Astrologie ist ein erfreulicher Anfang
zu gleichem Streben vorhanden. Auch die Magie der Zahlen birgt
unerklärte Tatsachen, die ein ernsthaftes Studium lohnen.

Die Philosophie und Mystik aller Zeiten hat sich mit Kosmogonie
und Anthropologie mehr als genug abgemüht. Manches ist darüber vernachlässigt
worden. Unserer Zeit naturwissenschaftlicher Kleinarbeit ist


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