Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 412
(PDF, 135 MB)
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zu der Ansicht, daß diese Anschauungen uralt sind. Denn bei den
Römern kehrt die gleiche Erscheinung wieder in den sogenannten In-
digitamenta der römischen Pontifices; so gab es eine spezielle Göttin
der Bienenzucht Mellonia, der Rindvieh- und Pferdezucht Bubona und
Epona, einen Gott der Kasten deus arculus usw. Und in der griechischen
Mythologie beweisen dieselben Anschauungen die vielen Beiwörter der
griechischen Götter. Von den Nymphen und Faunen, den Dryaden und
Hamadryaden und Oreaden der Griechen zu reden, ist nicht nötig,
da sie ja genug bekannt sind; die Sagen von Daphne, die in einen
Baum verwandelt wird, von Narkissos, der unserer Narcisse seinen
Namen gegeben, sind ebenso bekannt und darnach leicht zu deuten.

Die Wald- und Feldgeister der Germanen hat zuerst Mannhardt
in seinem „Baumkultus der Germanen" in das rechte Licht gestellt. Die
Gnomen, die Zwerge und Wichtelmännchen spielen in allen deutschen
Sagen die erste Rolle. Sie alle sind Beweise für einen uralten Glauben
an die Beseeltheit der Natur. Hirt schreibt darüber: „Es läßt sich also
eine Zeit und ein Zustand erschließen, wo man sich die ganze Natur
belebt und vergöttlicht dachte und wo man diesen Sondergöttern bei
der passenden Gelegenheit Opfer darbrachte. Es ist wahrscheinlich,
wenn auch nicht ganz sicher, daß sich diese Anschauungen aus dem
Seelenglauben entwickelt haben. (Richtiger werden wir sagen, sie hängen
mit dem Seelenglauben an sich zusammen.) Jedenfalls liegt aber hier
ein Zug vor, der den meisten indogermanischen Völkern eigen ist und
den wir ohne Bedenken schon hier der Urzeit zuschreiben dürfen.1'

Und dieser Glaube entwickelte sich nun auch bei einzelnen Völkern,
wie es aber scheint nicht bei allen, zu dem Glauben von der Seelenwanderung
. Er ist im indischen Gedankenkreis besonders tief ausgebildet
, er fehlt aber auch nicht auf europäischem Boden, da ihn die
Druiden gleichfalls lehrten. Woher ihn die Egypter hatten, ist eine
schwere Frage, da wir über den Ursprung dieses uralten Volkes nur
Vermutungen aufsteilen können.

Was aber den Glauben an die Naturgeister anbetrifft, so findet er
sich ganz ähnlich in der theosophischen Litteratur zum Ausdruck gebracht
: In dem Buch „Die Erde" (Nr. 5 d. Th. Sehr.) lesen wir S. 120 :
„In der Erde gibt es allenthalben gefangene Geister, die entweder schon
den Weg des Fleisches durchgemacht oder die sich ohne diesen Weg
als komplette Geister manifestiert haben. Es sind nämlich Erd-, Berg-
Wasser-, Feuer- und Luft-Geister/*)

Man sieht, das Alte wird immer wieder neu. Wie weit eine Wahrheit
gerade in dieser Lehre liegt, das zu untersuchen würde den Umfang
der vorliegenden Arbeit übersteigen.

*) Hirt schreibt S. 511: „Schließlich werden auch die Winde als göttliche
Wesen betrachtet, denen man Opfer darbringen mußte. Auch hier umfassen die
Zeugnisse fast alle Völker."


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