Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 424
(PDF, 135 MB)
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Wie nun die Betonung der gegengeschlechtigen Charaktere im
Äußern des Menschen oder in seinem Seelenleben zur Geltung kommt,
so macht sie sich auch bemerkbar in den Äußerungen seiner Gabe, und
dies in um so bedeutenderem Maße, als ihnen von Seiten des Eigners
nachgegeben wird. Im Fall des Mediums ist es zumeist die weibliche
Aufnahmewilligkeit, welche in den Vordergrund tritt und die rmn nur zu
gern geflissentlich der Lenkung durch den Willen entrückt. Es wird der
Phantasie freiester Spielraum vergönnt und der Erfolg sind: Selten
künstlerische Werte, meist — die tollsten Stilblüten aus irgend einem
„Jenseits".

Man beachte doch, daß das Medium nicht frei von Wünschen und
Hoffen ist. Sein Wünschen und Hoffen aber ist ein anderes, meist ein
von Grund aus anderes als das seiner Umgebung; nicht weil es ein
geistig höherer Mensch ist, sondern weil es seiner ganzen Anlage nach
nichts mit den Menschen des Alltags gemein hat. Es ist der Unterschied
im innerlichen Geschlechte, der hier deutlich wird, der es von seinen
Nachbarn schärfer trennt als Länder und Meere, als Ansichten und
Meinungen zu trennen vermögen, er scheidet es dem Gefühle nach.

Die Hoffnungen dieses Gefühles, welche nur schwach und mangelhaft
hier sich realisieren lassen, veranlassen die Bildung einer Welt,
der, wie zugegeben sei, nicht jeder objektive Hintergrund mangeln mag,
einer Wrelt jenseits der irdischen Wirklichkeit. Wie der Traum, so sind
auch die Gebilde der Medialität: erfüllte Wünsche des Diesseits.

Das freilich braucht ihren objektiven Wert nicht zu beeinträchtigen.
Denn auch für diese „Erfüllungen", zumal wenn sie geistiger Natur sind,
gelten die Sätze Hallpachs über die Pathographie: „Unhewährt (von der
Pathographie) bleibt neben den objektiven Wirkungen, die von den
Leistungen ausgingen, auch ihr objektiver Wert. Ein Einfall ist um kein
Tüttelchen weniger groß, weil er einer Fieberstimmung entsprang, eine
religiöse Wahrheit büßt dadurch nichts ein, daß sie in hysterischer
Ekftase geboren ward."*) Man komme nur von der Uberschätzung der
wahren und der vermeintlichen Urheber zurück. Der Wert liegt in der
Mitteilung, nicht in der Art ihres Zustandekommens. Darum auch rate
man ab von der höchst unnötigen, ja gefährlichen Laienexperimentiererei.
Man bedenke, daß man Kräfte in Anspruch nimmt, welche aus ganz
anderen Ursachen wirkend sind, als man meint: aus dem Geschlechte.

Es ist diese Ursache nicht weniger heilig und nicht minder göttlich
, als die fiktiven Ursachen, welche frommer Glaube und verwandtschaftliche
Liebe setzen, auch ändert sich dadurch nichts an den Vorkommnissen
selbst, an den Tatsachen, noch an der aus dem Inhalt der
geistigen Phänomene resultierenden Wertung, nur, und das ist der Vör-

*) Hellpach, Dr. Willy, Die Pathographie und ihr Meister, Monatsschrift für
Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform. IV. Jahrg. 3. Heft, Juni 02.


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