Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 426
(PDF, 135 MB)
Bibliographische Information
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wissen Energie und Bestimmtheit zu, er solle den Sitz in die Mitte des
Gemaches tragen, sich darauf niederlassen und ihn unverwandt ansehen-
„Mein Liebling0, sagte er, „die Stunde ist günstig, das Experiment wird
gelingen. Ich will eine Mauer um dich ziehen, die dich schützen soll." Nun
trat er dicht an ihn heran, sah ihm starr in die Augen, ergriff seine Hände
und sprach zu ihm, leise und eindringlich, aber ohne jeden Tonfall in
der Stimme. Dann legte er die eine Hand auf des Knaben Kopf. Dem
wurden die Augen immer müder, ein leichtes Gähnen überfiel ihn, bald
hatte er die Lider geschlossen, der Kopf fiel auf die Stuhllehne zurück,
der Körper dehnte sich und bald befand er sich in tiefem Schlaf. „So
recht", murmelte der Magister und zog einige magnetische Längenstriche
vom Haupt des Kindes herab über den ganzen Körper. Dann sprach er
abermals zu ihm, aber leiser wie früher. „Für heute mag's genug sein",
meinte er dann zu sich selber, „denn das Kind ist sehr empfänglich und
da wird es mir wohl schon nach einigen Tagen gelingen, seine Seele zu
beeinflussen."

Eben wollte er sich anschicken, den Knaben zu erwecken, als ihn ein
eigentümliches Geräusch, das von den Lippen des kleinen Schläfers herzurühren
schien, stutzig machte. Die Lippen bewegten sich deutlich und
versuchten offenbar zu sprechen. Der Magister war unschlüssig, was er
tun sollte. Da hörte er folgende Worte:

„Liebster Vater, du sollst meinen Zustand durch einige Striche noch
mehr vertiefen, dann aber höre mir aufmerksam zu — ich habe dir
Wichtiges mitzuteilen."

Überrascht tat der Magister wie ihm geheissen und als wieder die
Lippenbewegungen einsetzten, bog er sich atemlos lauschend zu dem
Knaben herab. Dieser lag in kataleptischer Starre in dem hohen Sessel
mit der gepolsterten Rückenlehne, sein Gesicht war bleich wie Wachs
und sein Atem schwach. Die Brust hob sich nur unmerklich. Nach
mehreren fruchtlosen Versuchen kam nun eine Eröffnung von seinen
Lippen, die den Magister die ganze Stufenleiter menschlicher Gefühle
durchleben ließ. Leise, aber doch klar und deutlich, und mit dem Ausdrucke
der innigsten und zärtlichsten Liebe tönte es an sein Ohr:

„Mein lieber Vater! So darf ich dich mit vollem Rechte nennen,
denn du bist der Schöpfer meines feiblichen Daseins. Wenn ich erwacht
bin, so verlange von mir, daß ich dir die silberne Kapsel übergebe, die
ich an einer Schnur auf der Brust trage. In derselben wirst du dein
Jugendbildnis finden und das meiner Mutter. Auch den Ring, den du
ihr schenktest und ein paar Zeilen von ihrer Hand. Darin wird dir ein
Geheimnis geoffenbart, weiches meinen Körper betrifft und von dem derselbe
noch keine Ahnung hat. Aber dieses Schreiben wird dir auch den
Beweis geben, daß ich zu dir gehöre auch in eurer groben Sinnenwelt.
Denn wisse, geistig verbunden sind wir schon seit den fernsten Zeiten.
Wir sind zwei und doch nur eins. Die reinste Seelenliebe vereinte uns


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