Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 459
(PDF, 135 MB)
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II. Spiritualismus, Theosophie, indische
|Wystik,ßuddhismus u. verwandte Gebiete.

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7. Schopenhauers Philosophie und die indische 6eheimlehre.

Von Professor Julius Nestler.
(Fortsetzung.)

In diesen Dunkelheiten kommt uns aus dem Osten, aus Indien,
das Licht Zwar nimmt auch Paulus einen Anlauf, Gott mit dem av#Qio7ioc
.Tvtvfiartxöz *) zu identifizieren (1. Kor. 15, 47), zwar sucht auch Kant
das seltsame Phänomen des kategorischen Imperativs in uns daraus zu
erklären, daß in ihm der Mensch als Ding an sich dem Menschen als
Erscheinung das Gesetz gibt, — aber was bedeuten diese schüchternen
und tastenden Versuche gegenüber der großen, auf jeder Seite der
Upanischaden durchblickenden Grundanschauung des Vedänta, daß der
Gott, welcher alles Gute in uns wrirkt, nicht, wie im Alten Testamente,
ein uns als ein anderer gegenüberstehendes, sondern vielmehr — unbeschadet
seiner vollen Gegensätzlichkeit zu unserem verderbten empirischen
Ich (jiva) — unser eigenstes, metaphysisches Ich, unser, bei allen Abirrungen
der menschlichen Natur, in ungetrübter Heiligkeit verharrendes,
ewiges, seliges, göttliches Selbst — unser Atman ist!

Obwohl wir dieses und vieles andere aus den Upanischaden lernen
können, so bilden sie doch kein philosophisches System im strengen
Sinne. Denn ein System hat stets einen individuellen Urheber, mag er
nun die im System zusammengeschlossenen Gedanken ursprünglich
selbst hervorgebracht od§r auch nur überkommene Gedankenelemente
durch Anpassung an einander zu einem einheitlichen Ganzen gestaltet haben.

Doch die Upanischaden sind eben nicht das Werk eines individuellen
Genius, sondern die Summe der philosophischen Erzeugnisse einer
ganzen Epoche, welche sich von der Zeit der Einwanderung der IndoArier
im Gangestale bis zum Aufkommen des Buddhismus, also ganz
ungefähr rund gesagt, von 1000 oder 800 bis 500 v. Chr., ja, in ihren
Ausläufern noch weit über diesen letzten Zeitpunkt hinaus erstrecken mag.

Dementsprechend finden wir in den Upanischaden eine große
Mannigfaltigkeit von Gedanken, welche sich vor unseren Augen fortentwickeln
und nicht selten mit einander im Widerspruch zu stehen
scheinen.

Aber alle diese Gedanken kreisen so sehr um einen gemeinsamen
Mittelpunkt, waren so völlig von dem einen Gedanken der alleinigen
Realität des Atman beherrscht, daß sie sich alle darstellen als mannigfache
Variationen über ein und dasselbe Thema, welches bald kürzer,
bald länger, bald von dem Boden des empirischen Bewußtseins aus, bald

l) In Transskription: „anthropos pneumatikos*.


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