Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 462
(PDF, 135 MB)
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Persönlichkeit, die Seele ein „Haufen wandelbarer sankhära", nichts als
ein beständiges Auf und Nieder von Entstehen und Vergehen, ein fortwährendes
Andringen und Verschwinden von Empfindungen und Vorstellungen
, das seine Einheit allein im Begriff findet. „Nicht findet sich
hier eine Person." *)

Alles Dasein hat demnach nur eine existencia fluxa, die allein durch
den steten Wechsel besteht, einem Wasserstrudel vergleichbar. Alles
Dasein ist ein ewiges Fließen und Strömen. Es ist ein Sich-Zutragen,
ein Geschehen, und was sich zuträgt, ist Leiden. Eine bestimmte Person
aber, die leidet, ist nicht zu erkennen. Der Buddhismus hat die letzte
Konsequenz des Idealismus gezogen: selbst das „cogito, ergo sum" des
Kartesius hat für ihn keine Giltigkeit mehr, Auch die Seele ist zum
sankhära geworden, und findet ihre Existenz nur im Begriff.

Während aber in der älteren Gestalt des Buddhismus der Idealismus
auf der ausnahmslosen Giltigkeit des Kausalitätsgesetzes beruht,
also den Objekten als solchen anhaftet, die eben nur durch ihre natürliche
Verbindung mit einander Bestand und Wesen haben, ist es in der
späteren Gestalt der menschliche Intellekt, das Subjekt also, auf dem der
Phänomenaltsmus beruht. Nach dieser Vorstellungslehre beruht die
Außengestalt nur in dem Intellekte, und das ganze Welttreiben ist nur
etwas Innerliches. Über die Vorstellung hinaus sind Außendinge überhaupt
unmöglich. Die Erkenntnis wird zwar durch die Empfindung erzeugt
, aber eine Verschiedenheit der Empfindung, wodurch eine Verschiedenheit
der Erkenntnis bedingt wäre, wird nicht zugestanden. Wie
bei Sinnestäuschungen eine Fata morgana dem Verstände Dinge vorspiegelt
, denen keine wirklichen Außendinge entsprechen, so verhält es
sich beim Erkennen überhaupt.

Schopenhauer.

1781 erschien die Kritik der reinen Vernunft, 1788 die Kritik der
praktischen Vernunft — 1788 wrurde Artur Schopenhauer geboren.

Vor allem mit Rücksicht auf seine idealistische Weltanschauung be
kennt Schopenhauer sich als Schüler Kants, den er nicht genug zu
rühmen weiß, daß er den Bann des Realismus gebrochen.

„Denn Kants Lehre bringt in jedem Kopf, der sie gefaßt hat, eine
fundamentale Veränderung hervor, die so groß ist, daß sie für eine
geistige Wiedergeburt gelten kann. Sie allein nämlich vermag, den ihm
angeborenen, von der ursprünglichen Bestimmung des Intellekts her
rührenden Realismus wirklich zu beseitigen, als wozu weder Berkeley
noch Malebranche ausreichen; da diese zu sehr im allgemeinen bleiben,
während Kant ins Besondere geht, und zwar in einer Weise, die wedei
Vorbild noch Nachbild kennt und eine ganz eigentümliche, man möchU

') Oldenberg, a. a. 0. 274 ff.


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