Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 463
(PDF, 135 MB)
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sagen unmittelbare Wirkung auf den Geist hat, infolge welcher dieser
eine gründliche Enttäuschung erleidet und fortan alle Dinge in ^einem
anderen Lichte erblickt. Erst hierdurch aber wird er für die positiveren
Aufschlüsse empfänglich, welche ich zu geben habe. Wer hingegen der
Kantschen Philosophie sich nicht bemeistert hat, ist, was sonst er auch
getrieben haben mag, gleichsam imstande der Unschuld, nämlich in
demjenigen natürlichen und kindlichen Realismus befangen geblieben,
in welchem wir alle geboren sind und darum zu allem Möglichen, nur
nicht zur Philosophie befähigt. Folglich verhält ein solcher sich zu jenem
Ersteren wie ein Unmündiger zum Mündigen." l)

„Sors de Tenfance, ami, reveille-toi!" ist daher das Motto, das
Schopenhauer dem ersten Buch seines Hauptwerkes vorgesetzt hat.

Jede wahre Philosophie muß idealistisch sein. „Ja, sie muß
es, um nur redlich zu sein. Denn nichts ist gewisser, als daß keiner
jemals aus sich heraus kann, um sich mit den von ihm verschiedenen
Dingen unmittelbar zu identifizieren: sondern Alles, wovon er sichere,
mithin unmittelbare Kunde hat, liegt innerhalb seines Bewußtseins. Über
dieses hinaus kann es daher keine unmittelbare Gewißheit geben: eine
solche aber müssen die ersten Grundsätze einer Wissenschaft haben.
Dem empirischen Standpunkt der übrigen Wissenschaft ist es ganz angemessen
, die objektive Welt als schlechthin vorhanden anzunehmen:
nicht so dem der Philosophie, als welche auf das Erste und Ursprüngliche
zurückzugehen hat. Nur das Bewußtsein ist unmittelbar gegeben,
daher ist ihre Grundlage auf Tatsachen des Bewußtseins beschränkt:
d. h. sie ist wesentlich idealistisch.44

„Der Realismus, der^sich dem rohen Verstände dadurch empfiehlt,
daß er sich das Ansehen gibt tatsächlich zu sein, geht gerade von einer
willkürlichen Annahme aus und ist mithin ein windiges Luftgebäude,
indem er die allererste Tatsache überspringt oder verleugnet, diese, daß
alles, was wir kennen, innerhalb des Bewußtseins liegt. Denn, daß das
objektive Dasein der Dinge bedingt sei durch ein sie Vorstellendes
und folglich die objektive Welt nur als Vorstellung existiere, ist keine
Hypothese, noch weniger ein Machtspruch oder gar ein Disputierens
halber aufgerolltes Paradoxon; sondern es ist die gewisseste und einfachste
Wahrheit, deren Erkenntnis nur dadurch erschwert wird, daß sie
sogar zu einfach ist und nicht Alle Besonnenheit genug haben, um auf
die ersten Elemente ihres Bewußtseins von den Dingen zurückzugehen." 2)

Die Befähigung, die ein jeder zur Philosophie besitzt, geht nach
Schopenhauer gerade so weit wie seine Hinneigung zum Idealismus,
und „wem nicht zu Zeiten die Menschen und alle Dinge wie bloße

J) A. Schopenhauer ed. Frauenstädt, Vorrede zur 2. Auflage der W. a. W. u.
V. I. p. XXIV; ed.E. Grisebach (Reclam) S. 23, I.

*) Ed. Frauenstädt W. a. W. u. V. II, p. 5 (Ed. Reclam-Grisebach W. a. W. u.
V. II, S. 11 12).


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