Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 468
(PDF, 135 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0471
— 468 —

Arbeiten der niederen Vehikel verlassen muß. Eine dieser das Wachstum
fördernden Arbeiten ist das unpersönliche Element, die Pflichten.
Das göttliche Selbst, unser wirkliches, wahres Ich, die Wesenseinheit
aller Menschen und aller Dinge, will als Individuum auf allen Daseins-
ebenen Bewußtsein erlangen, und dazu dienen ihm die Vehikel verschiedener
Art. In dem Maße nun wie das Vehikel, in diesem Fall der äußere
Mensch, unpersönlich wirkt, wird das unpersönliche Selbst wachsen, d. h.
zur Herrschaft gelangen. Ist der Mensch nun einmal zur Überzeugung
gelangt, daß der äußere Mensch mit samt seinen tierischen Kräften und
Trieben der Vergängliche ist, und in sich doch etwas fühlt, was immer
dasselbe bleibt, welches sich dem äußeren Menschen nun immer mehr
und mehr bemerkbar macht, sagen wir auch unbequemer wird, dann
entsteht in uns auch jenes Gefühl, welches wir Pflichtgefühl nennen.
Der innere Mensch erwacht, er will gepflegt werden, um zu wachsen,
wie alles in der Natur und um uns gepflegt werden muß, um zu gedeihen
. Somit bilden die Pflichten die äußerliche Basis, womit die Seele
ihr Leben ausdrückt, und sind die äußeren Symbole, die uns den Entwicklungsgrad
der Seele auf der Ebene der Tätigkeit anzeigen.

Wodurch entsteht nun das, was wir Pflichtengegensätze nennen?
Der höhere Mensch in uns oder der höhere Wille ahnt die Wesenseinheit
aller Menschen und aller Dinge, er fühlt, wie er durch unpersönliche
Tätigkeit immer mehr und mehr Herrschaft gewinnt über den
niederen Menschen, den niederen W'illen, wie er die schwerfällige Materie
zu einem immer gefügigeren WTerkzeug umwandelt; und doch steht ihm
nichts anderes als der niedere Mensch, der niedere Wille mit dem
schwerfälligen Material zur Verfügung. Der niedere Mensch ist das
persönliche Element, der höhere das Unpersönliche. Wir kennen alle
zur Genüge die Tätigkeit dieses persönlichen Elementes in uns, wie es
fortgesetzt bestrebt ist, alles in sein Bereich zu ziehen, seine Herrschaft
auszubreiten; mit welcher Raffiniertheit es uns Bilder von Genüssen vorzaubert
, kurz ein ruheloses Hasten und Streben, ein immerwährendes
Umsichscharren alles Erreichbaren anstrebt; wie ihm als höchste Pflicht
nur die Selbstpflege gilt, wohl wissend, daß die Pflege es ist, welche die
Kräfte vermehrt. Nun erwacht aber auch der höhere Mensch in uns
und macht seine Ansprüche geltend, seine Art der Tätigkeit ist aber das
gerade Gegenteil von der des niederen Menschen ; sein Wachstum bedingt
auch Pflege, er weiß, durch welche Kräfte er zur Herrschaft gelangen
kann; behutsam, aber beharrlich tritt er jetzt als Mahner auf und
färbt auf diese Weise so manche unserer Handlungen. Jetzt beginnt der
Kampf um die Herrschaft. Nachdem aber dem niederen Teil ein ganzes
Heer von Kräften zur Verfügung steht, welche er durch fortwährende
Übung groß gezogen, muß sich der höhere Teil in uns auf einen ungleichen
Kampf vorbereiten. Wie oft unsere guten Vorsätze wie ein
Kartenhaus zusammenbrechen, davon kann wohl jeder ein Lied singen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0471