Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 477
(PDF, 135 MB)
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He? Oder wollt Ihr den Verräter spielen?0 Sie war dicht zu ihm
herangetreten und bohrte ihre schwarzen Augen drohend in die seinen.

Um des Kanzlers Mund zuckte ein leichtes Lächeln der Überlegenheit
.

„Bleibt ruhig, Herrin, und sprecht leiser. Ihr habt vorhin dem
Teufel ein verlockendes Versprechen gegeben, aber glaubt mir, wenn der
etwas hören will, so hört er es durch die dicksten Mauern. Ich weiß,
daß ich Euch versprochen habe, zu helfen. Ihr wolltet sorgen, daß des
Grafen Wunde nicht zur Heilung käme, sondern Euch zur Witwe mache,
und ich sollte den Grafen bestimmen, Euch zur Haupterbin zu ernennen.
Das wäre ja sonst ohnehin der Fall, aber zwischen Euch, Herrin, und
dem edlen Graien steht ein Begebnis, das Euch seiner Gnade ausgeliefert
hat. Den jungen Edelmann hat er damals getötet — ich seh' es
noch wie heute, war ich ja der einzige Zeuge — aber Euch ließ er
leben, doch habt Ihr seitdem kein Anrecht mehr an ihn und seinen
Besitz, das mußtet Ihr ihm unterschreiben. Und ich habe mich seitdem
bemüht, ihn milder zu stimmen, besonders seit er am Krankenlager
liegt, denn der Preis, den Ihr mir in Aussicht stelltet, verlockt mich.
Ihr wisset, ich bin ehrgeizig, und meine Zukunft tträume ich mir am
kaiserlichen Hofe, an welchem Eure Sippe nicht ohne Einfluß ist. —
Mein Spiel war ja nicht so schwer gewesen; schon hatte ich den Grafen
meinen Einflüsterungen geneigter gemacht — Eure demütige, aufopfernde
Pflege, mit der Ihr, unter uns gesagt, alle vortrefflich zu täuschen wußtet,
half dazu — da kam dieses Kind — Landstreicherin nanntet Ihr es
und auch mit Recht — und reißt uns das Netz lachend aus den Händen,
das Fischlein entschlüpft, lebt, wird gesund und der verhaßte Magister
erhält abermals die Oberhand, während Ihr, Frau Gräfin, wieder zurücktreten
müßt. Das alles weiß ich genau, aber ich weiß auch, daß wir
noch immer ein Mittel haben, um zu unserem Ziele zu gelangen."

Er schwieg und sah der Gräfin forschend ins Gesicht.

„Nun, und dieses Mittel", rief jene ungeduldig — „Mann, so sprecht
doch, spannt mich doch nicht auf die Folter!"

Statt aller Antwort zog der Kanzler ein kleines Fläschchen hervor
und spielte wie absichtslos damit.

Die Gräfin war seinen Bewegungen gefolgt. Sie lächelte höhnisch.
„Dachte ich es mir doch! Ein giftig Tränklein, das ist Eure ganze
Kunst Aber was nützt mir der Tod des Grafen, wenn jenes verhaßte
Dokument noch existiert?"

„Ich weiß, wo es liegt und werde es, wenn der Graf unvermutet
zu seinen Vätern abgerufen werden sollte, verschwinden lassen. Das ist
keine leichte Arbeit, Frau Gräfin, aber sie soll mir gelingen. Und dieses
Tränklein hier braucht Ihr nicht zu verachten, das hilft leicht und sicher
von aller irdischen Pein. Und die Schuld fällt dann auf die, die wir
verderben wollen. Aber ein anderer Umstand ist noch zu erwägen. Es


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