Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 492
(PDF, 135 MB)
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enthalten sein, soll eine Rose entstehen, so muß die Fähigkeit, eine
solche zu bilden, in der Pflanze liegen.

Aus einem Kieselstein wird kein Vogel und aus einer Eichel sprießt
keine Rose. Das Enthaltensein des betreffenden Gebildes als latenten
Zustand ist nötig. Ein Offenbarer bringt nicht Fremdes, sondern immer
nur ein Abbild von sich selbst hervor. Was würde man von einem
Menschen denken, der einen Apfel unter die Bruteier legte und erwartete
ein Pferd daraus hervorkommen zu sehen. Und doch gibt es auf
geistigem Gebiete solche Leute.

Wir sehen, die Offenbarung hängt vom Offenbarer ab, sie ist nur
ein Ausdruck von ihm. Wie entsteht er aber selbst? Das Salz ist ein
anderer als das Ei, der Weltkörper ein anderer als die menschliche Seele.
Woher kommt es, daß in den verschiedenen Offenbarern die verschiedenen
Fähigkeiten enthalten sind? Sagen doch die einen, alles sei nur ein
Offenbarer, die andern aber erklären, alles sei ein Atomenwirbel, aber
keiner von den Einheitsvertretern ist bereit, einen Kieselstein statt einen
Apfel zu essen.

Fragen wir uns zunächst: Wie entsteht die Form, die der Offenbarer
zum Ausdruck bringt? Diese Frage ist von einschneidender Bedeutung.
Unterscheiden sich doch in ihr die beiden großen Philosophen des Altertums
, Plato und Aristoteles. Der erstere glaubte, daß alle Formen, also
die Pflanzen, Tiere und demnach auch die Menschen von aller Ewigkeit
vorhanden, wenn auch zeitweilig latent gewesen seien. Aristoteles dagegen
erklärte nur die elementare, formlose Grundlage für gegeben, die
Formenbildung selbst für nach und nach entstanden.

Auch heute stehen sich noch beide Anschauungen gegenüber. Die
Kirchen erklären alles aus Gott entstanden und herausgetreten, sinnbildlich
von ihm geschaffen, die Wissenschaft lehrt an der Hand von
großem Beweismateriale, daß sich die Formen erst bilden.

Wir können nun trotz aller Überlieferungen nicht um die Frage
herum: „Wie sind die Formen in den Offenbarer hineingekommen? Die
erste Antwort muß lauten: In derselben Art, wie sie aus dem Offenbarer
hinaustreten, denn das Heraustreten ist doch nur die Rückwirkung auf
das Hineingelangen.

Wie treten die Formen heraus? Geschieht es wirklich so, daß in
dem Ei ein kleines fertiges Huhn steckt und es bloß aufgewärmt wird,
wie es die Platon'sche Schule und viele Kirchenlehrer annehmen? Ist
in der Eichel schon ein minimaler Eichbaum mit Wurzeln, Stamm und
Asten enthalten? Nein, Ei und Eichel haben noch gar keine physische
Form des zu Offenbarenden in sich. Es ist also nicht fertig vorhanden.

Aber dann kommt doch das Fertige mit einem Male zum Ausdruck?
Auch das nicht. Der Offenbarer bringt zuerst eine Musterkarte von
Formen, die einen Fortbildungsgang zum fertigen Gebilde darstellen.
Der Offenbarer hat also anfangs die Form gar nicht fertig in sich, er


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