Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 496
(PDF, 135 MB)
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könnte nur die sein: Was ist wirklicher, ein ungeborener, ein schlafender
oder ein wachender Mensch? Ist das ruhende, latente oder ist das
innerlich offenbare, aber noch unwirksame oder ist das in seiner vollen
Wirksamkeit, seiner gesamten Tätigkeit, seinen allseitigen Ausdruck
findende Weltall wirklicher? Nach dem alten Satz: Wirklich ist nur
das Wirksame, kann es nur das letztere sein.

Damit ist auch der menschliche Geist, die höchste Form der
organischen Offenbarung als eine Wirklichkeit anzusehen. Der
Mensch als höchstes und edelstes Arbeitsprodukt der Weltarbeit braucht
sich nicht als Schemen betrachten zu lassen. Er sagt: „Ich bin-, und
sein „Ich" ist eine reale Summe reeller Arbeit. Der Träger dieses Ich
und seiner Arbeit ist nun der unsterbliche individuelle Geist; mag der
irdische Körper, mögen ätherische Teile sich ins Elementare auflösen, das
„Ich" des Menschen ist die höchste Offenbarung der transzendenten Weit.

4. Die Beziehungen der dichterischen Tätigkeit zum Wahnsinn.

Von Hans Freimark.

(Nachdruck verboten.)

Die vergleichenden Untersuchungen Lombrosos u. A. über die Beziehungen
des Genies zum Irrsinn haben gewiß dankenswerte Aufklärungen
über dieses Problem gegeben, jedoch nicht erwiesen, daß ein bestimmter
Grad von Wahnsinn eine unumgängliche Vorbedingung für
dichterische Tätigkeit ist. Nicht als müsse nun ohne weiteres ein jeder
Dichter für wahnsinnig erklärt werden; durchaus nicht. Wohl aber entstehen
seine Schöpfungen in Zuständen, welche sich von Wahnsinnsanfällen
nur durch ihren Verlauf unterscheiden und durch die regelhafte
Beherrschung von Seiten des überragenden Geistes.

Der Wahnsinnige ist nicht wahnsinnig im Verstände, sondern in
der Einbildungskraft. Diese, welche sich in einer ungewöhnlichen Erregung
befindet, verwirrt das Weltbild, ohne doch dabei die Verstandestätigkeit
in ihrer Gänze zu inhibiren. Der mit einer fixen Idee Behaftete
schlußfolgert gemäß seinen Einbildungen konsequent. Ein Beweis, daß
der Wahnsinn nicht beim Verstände ist. Allerdings ist dieser durch die
wirren Vorstellungen und Anschauungen in seiner Wirksamkeit behindert,
aber nicht ist diese aufgehoben. Wenn der Wahnwitzige seiner fixen
Idee folgend, dieser entsprechend handelt, so ist die Ursache der Verwirrung
einzig in der Imagination zu suchen. Die von jener dem
Verstände gebotenen Prämissen werden von diesem seinen Entscheidungen
zu Grunde gelegt. Wenngleich die hieraus entspringenden Handlungen
ebenfalls absurd erscheinen in Betracht des Tatsächlichen, so sind sie
es nicht in Ansehung der geglaubten Voraussetzungen.

Wie gelangen nun aber diese falschen und mißnützlichen Bilder
der Einbildungskraft zu derartiger scheinhafter Lebendigkeit? Hier bietet


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